Auch wir haben jetzt ne Lernkartei-App…

Im Dezember 2011 habe ich mich darüber ausgelassen, dass es derzeit sehr in sei, eine eigene App zu haben. Im Bildungsbereich fokussiert sich dieser Hype in meiner Wahrnehmung derzeit auf Lernkartei-Apps.

Alle möglichen Player im Bildungsbereich sind derzeit stolz darauf, eine Lernkartei-App entwickelt zu haben. Bitte nicht falsch verstehen, ich habe gar nichts gegen Lernkartei-Apps auf mobilen Geräten, im Gegenteil! Sowohl im abgeschlossenen iPhone-Projekt als auch im laufenden Projekt Digitaler Alltag spielen Lernkarteien eine wichtige Rolle.

Es stellt sich einfach die Frage, ob es sinnvoll ist, wenn alle das Lernkarteien-Rad wieder neu zu erfinden versuchen und zum Teil ihren Inhalt ohne erkennbaren Mehrwert fix mit ihrer Lernkartei-App verbinden. Sinnvollerweise sollte sich doch ein Standard zur Definition einer Lernkartei entwickeln. Mit diesem Standard werden dann die Inhalte beschrieben und die entsprechenden Pakete wären dann auf standardkompatiblen Lernkartei-Apps nutzbar. Das DOC oder PDF der Lernkarteien, salopp formuliert. Aber es kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein, dass Lernende 7 unterschiedlich zu bedienende Apps installieren müssen, wenn sie 7 verschiedene Themengebiete lernen sollten.

Etwas gar weit aus dem Fenster lehnte sich vor ca. einem Monat die Presseabteilung der FernUniversität Hagen, als sie schrieb, dass ihre Mediendidaktiker keine andere Universität gefunden hätten, an der Apps zu Lernzwecken eingesetzt würden:

Apps in Lehre der FernUniversität: Internet und gedruckter Studienbrief „kooperieren“

Susanne Bossemeyer

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, FernUniversität in Hagen

26.03.2012 12:32

Apps für die Lehre zu verwenden ist eine naheliegende Idee, die bisher jedoch offensichtlich kaum von Universitäten verwirklicht wird. Das haben Recherchen von zwei Professoren der FernUniversität in Hagen ergeben. Die beiden dürften daher mit ihren neuen kostenlosen Apps für einige Module des Bachelorstudiengangs Bildungswissenschaft zu den Ersten gehören, die die neuen Möglichkeiten technisch und didaktisch tatsächlich in der universitären Lehre selbst nutzen.

Apps für die Lehre zu verwenden ist eine naheliegende Idee, die bisher jedoch offensichtlich kaum von Universitäten verwirklicht wird. Das haben Recherchen von Prof. Dr. Claudia de Witt und Prof. Dr. Theo Bastiaens ergeben. Die beiden Wissenschaftler der FernUniversität in Hagen dürften daher mit ihren neuen kostenlosen Apps für einige Module des Bachelorstudiengangs Bildungswissenschaft zu den Ersten gehören, die die neuen Möglichkeiten technisch und didaktisch tatsächlich in der universitären Lehre selbst nutzen. Sie stellen damit die hohe Medienkompetenz der weltweit einzigen deutschsprachigen staatlichen Fernuniversität unter Beweis.

Natürlich gibt es bereits Apps von Hochschulen, doch konnten die beiden Prof. Theo Bastiaens (Lehrgebiet Mediendidaktik) und Prof. Claudia de Witt (Lehrgebiet Bildungstheorie und Medienpädagogik) bisher noch keine Universität identifizieren, die tatsächlich Apps für den Einsatz mobiler Geräte in der Lehre nutzt: „Hochschulen verwenden gerne Apps für Services wie Campus-Pläne oder Mensa-Karten, unsere Ziele beim Bachelorstudiengang Bildungswissenschaft sind aber viel weiter gesteckt“, sind sich beide einig. So können nun die Studierenden beim Lernen mit gedruckten Studienbriefen per Smartphone oder Tablet-PC überall und jederzeit auf weiterführende Unterrichtsmaterialien im Internet zugreifen (Texte, Podcasts, Videos oder interaktive Elemente). Besonders bei Prüfungsvorbereitungen sollen Apps nützlich sein, vor allem wenn Studierende das Gelernte schriftlich zusammenfassen. Die weitaus meisten Studierenden der FernUniversität sind berufstätig und nutzen daher z.B. Busse und Bahnen, Dienstreisen und Urlaub für spontanes Lernen.

[...]

lernkartei01.jpg

Abgesehen davon, dass man auch dieser Pressestelle erklären müsste, dass Tablets keine Tablet-PCs sind (Biblionetz:a01108), ist es wirklich fraglich, ob jetzt die beworbene Lernkarte-App iLerankarten XL wirklich eine eigene App sein muss. Sie bietet nichts, was nicht jede der bereits seit längerem bestehenden Lernkartei-Apps auch schon kann. Nur: Hätte man einfach - wie andere Universitäten das vermutlich tun - Inhalte für eine bestehende App erstellt, so wäre keine Pressemeldung draus geworden…

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Hier eine Liste verfügbarer Lernkartei-Apps für iOS und Android, die durch eigene Kartensets ergänzt werden können:

Name iOS Android Bemerkungen
Remme
nein
inkl. Bild und Ton
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iMemento
?
gibt eine kostenlose Lite-Version zum Testen
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FlashCards
?
 
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ja
 
edit
ja
ja
 
edit
edit

Die Tabelle darf gerne ergänzt werden...


 
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Kategorien: IsaBlog, IsaSoftware

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