Erfahrungen aus dem OLPC-Pilotprojekt in Peru

Wenn ich den OLPC demonstriere, werde ich meist gefragt, ob denn die Geräte bereits in Entwicklungsländern ausgeliefert würden. Darum hier der Hinweis auf den Weblog von Ivan Krstić, der eben von einem dreiwöchigen Peru-Aufenthalt zurückgekommen ist, wo er die Auslieferung von 40'000 XO-Rechnern an ebensoviele Kinder in 569 Schulen vorbereiten half und über die Erfahrungen im seit 8 Monaten laufenden Pilotprojekt in Arahuay mit den ersten 50 Geräten berichtet.

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Der ehemalige und die aktuelle Schulleiterin von Arahuay sehen drei Veränderungen, welche die Laptops gebracht hätten:

  1. Die Kinder von Arahuay wohnen weit verstreut und hatten bisher ausserhalb der Schule nicht viel Kontakt miteinander. Das Funknetzwerk der Laptops ermögliche ihnen nun, ausserhalb der Schule miteinander zu kommunizieren, was auch die Kommunikation und den Austausch in der Schule gefördert habe und ihnen auch die Angst vor Fremden genommen habe.
  2. Die Schulleiterin meinte, aufgrund der relativen Armut in Peru seien die Kinder eher egoistisch und nicht gewohnt, zu teilen. Die Laptops habe die Kinder gezwungen, das Wissen zur Nutzung der Geräte zu teilen und danach auch erleichtert, Texte und Fotos auszutauschen. Dies habe auch dazu geführt, dass die Kinder begonnen hätten, reale Gegenstände untereinander auszutauschen.
  3. Der ehemalige Schulleiter war zu Beginn des Projekts überzeugt, dass das Projekt scheitern würde. Die Väter der Kinder waren alles andere als glücklich über die Verteilung der Laptops, da diese die Kinder an der Mithilfe auf den elterlichen Feldern hindern würde. Er habe verzweifelt darüber nachgedacht, wie man die aufgebrachten Eltern davon abhalten könnte, den Kindern die Geräte wegzunehmen und zurück zu geben. Die Kinder hätten dieses Problem gelöst, indem sie den Eltern gezeigt hätten, wie das Internet mit Suchmaschinen zu durchsuchen ist und was sie in der Schule gelernt und gearbeitet hatten. Die Laptops ermöglichten den Eltern, Einblick in die Vorgänge in der Schule zu erhalten und so mit eigenen Augen zu sehen, dass die Kinder dort lernen. Somit kamen die Eltern zum Schluss, dass eine solche Schule die Kinder zwar von der Arbeit auf dem Feld abhalte, ihnen aber auch eine andere Zukunft ausserhalb der elterlichen Felder ermöglichen würde.

Ivan Krstić betont zum Schluss dieser Schilderungen:

I don’t write these feel-good stories, these fairy tales. It’s just how it is.

Niklaus Giger hat eine deutsche Übersetzung von Ivan Krstićs Blogeintrag erstellt und in der Mailingliste von OLPC Switzerland darauf aufmerksam gemacht: Danke!


 
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Kategorien: IsaBlog, IsaOLPC

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