Unterfliegen die iPod touch den Radar der (Medien-)pädagogen?

Im Zusammenhang mit dem aktuellen Projekt Digitaler Alltag (Biblionetz:w02307) der Projektschule Goldau fällt mir eine gewisse Diskrepanz zwischen subjektiv empfundener Verbreitung von iPod touchs (Biblionetz:w02188) und (medien-)pädagogischer Wahrnehmung derselben auf:

In meinem beruflichen und privaten Bekanntenkreis erhalte ich das sehr subjektive Gefühl, dass jedes zweite Kleinkind Zugang zu einem iPod touch hat und bald jedes zweite Kind ab der ca. 5 Klasse selbst so ein Gerät besitzt. Bei den Geschwistern Kim, Jim & James ist aber über diese Gerätekategorie bis Ende 2011 nichts zu lesen und auch im Gespräch mit Leuten aus dem Bildungswesen muss ich öfters erklären, was ein iPod touch ist, während iPhone und iPad dank medialer Omnipräsenz bald allen bekannt ist.

Was ist da los?

Was ist ein iPod touch?

Wikipedia definiert den Apple iPod touch wie folgt:

Der iPod touch ist ein mobiler Mediaplayer, Spielekonsole, Organizer und Wi-Fi-Plattform des Unternehmens Apple. Er ist Bestandteil der iPod-Produktlinie. Der erste iPod touch erschien am 5. September 2007. Inzwischen sind vier verschiedene Generationen erschienen, die sich in ihren Ausstattungsmerkmalen in manchen Teilen unterscheiden.
Das Gerät baut auf der Technik des iPhones von Apple auf.

Umgangssprachlich versuche ich es jeweils folgendermassen zu erklären:

Ein iPod touch ist wie ein iPhone ohne SIM-Karte und ohne GPS-Empfänger. Man kann damit nicht auf dem Mobilfunknetz telefonieren und hat nur Internetzung per WLAN. Ansonsten ist aber (fast) alles möglich, was mit dem iPhone auch möglich ist.

Somit ist ein iPod touch
  • Eine mobile Gamekonsole
  • Ein Multimediaplayer (Audio, Bild, Video)
  • Ein Multimediarecorder (Audio, Bild, HD-Video)
  • Eine Internetkonsole
  • Ein GPS
  • Ein kleiner eReader
  • etc.
oder kurz und knapp:

  • Ein kleiner mobiler Multimediacomputer
Aus einer eher technisch orientierten Sicht könnte man einen iPod touch als iDevice (Biblionetz:w02187) bezeichnen, also einem Gerät, das mit dem Betriebssystem iOS von Apple funktioniert und auf dem sich somit Apps installieren lassen, die für iOS geschrieben worden sind.

In der Entwicklung der Gerätetypen könnte man den iPod touch als Handheld (Biblionetz:w01547) bezeichnen. Bekannte Vorläufer wären dann z.B. die Geräte der Firma Palm (Palm Pilots etc.)

iPod touch inexistent auf dem Radar der (Medien-)pädagogen?

Vor 10 Jahren (!) wurden Handhelds in Schulen eingesetzt und es wurde viel dazu geforscht und publiziert (siehe Biblionetz:w01551). Vor 10 Jahren waren Handhelds in Familien eine Seltenheit, Handhelds in Kinderhänden die Ausnahme. Heute sieht das (so meine ich) ganz anders aus, Handhelds in Form von iPod touchs sind heute in Familien weit verbreitet. Umso mehr erstaunt es mich, dass dieser Gerätetyp bisher von entsprechenden Studien wie KIM, JIM oder James nicht berücksichtigt worden sind.

Nimmt man die Ergebnisse der aktuellsten JIM-Studie 2011 (Biblionetz:b04725) zum Thema Medienbesitz, so sieht die entsprechende Grafik folgendermassen aus:

ipod-touch-02.jpg

Ich weiss ja nicht, wie die Fragen bei der Befragung konkret gelautet haben, aber ich wüsste jetzt beim besten Willen nicht, wo in dieser Grafik ein iPod touch einzuordnen wäre:

  • Bei MP3-Player/iPod? Tja, aber dann hat man einen Bruchteil der iPod touch-Möglichkeiten erfasst.
  • Überall dort, wo ein iPod touch die Funktion abdeckt?
    • MP3-Player
    • Computer/Laptop
    • Radio
    • Digitalkamera
    • Fernsehgerät
    • Tragbare Spielkonsole
    • Internetzugang (falls WLAN verfügbar)
(Dass die JIM-Studie 2011 iPads als Tablet-PCs bezeichnet, ist eine andere ärgerliche Geschichte...)

Bei der Schweizer JAMES-Studie (Biblionetz:b04424) wurden in etwa die gleichen Gerätekategorien verwendet wie bei JIM, somit in dieser Frage auch nicht sehr hilfreich:

ipod-touch-03.jpg

Hier haben solche Studien das Problem der zunehmenden Medienkonvergenz noch nicht gelöst…

Die üblichen Verdächtigen bei Medienausstattungsfragen (KIM, JIM und James) sind somit derzeit nicht sehr hilfreich. Gibt es andere Untersuchungen/Aussagen zur Verbreitung von iPod touchs oder allgemeiner Handhelds in Familien oder persönlich bei Kindern und Jugendlichen im deutschsprachigen Raum?


Balsam auf meine Seele! Ich habe für das Projekt Digitaler Alltag absichtlich den iPod touch gewählt, obwohl ich ja auch hätte das iPad auswählen können. Beim iPhone-Projekt habe ich in jedem Vortrag erwähnt, dass wir Geräte einsetzen, welche die Kinder in den nächsten 5-10 Jahren sowieso haben werden. Jetzt kann ich ein Projekt durchziehen mit Geräten, welche die meisten Kinder schon haben. iPad in Ehren, aber ich glaube kaum dass es dieselbe Verbreitung bei meiner Zielgruppe (9-13 jährige) finden wird.

-- ChristianNeff - 01 Feb 2012

Drei kleine Anmerkungen: - Heute in der S8 stand ich neben einem 18 Monate altem Kind, das im Kinderwagen gerade mit einer Vogelstimmen-App spielte. - In der 3. Klasse meiner Tochter stand der iPod-Touch ganz oben auf vielen Weihnachtswunschzetteln. - Könnte man - um jemanden das Gerät zu erklären - beim iPod-Touch statt von einem «iPhone ohne Telefonfunktion» vielleicht auch von einem «Mini-iPad» sprechen?

-- CasparNoetzli - 07 Feb 2012

Mini-iPad: Gefällt mir sehr! Oder «iPad nano» wie AndreaCantieni vorschlägt?

-- BeatDoebeli - 07 Feb 2012
 
Zum Kommentieren ist eine Registration notwendig.

Kategorien: IsaBlog, IsaSchulICT

Kontakt

  • Beat Döbeli Honegger
  • Plattenstrasse 80
  • CH-8032 Zürich
  • E-mail: beat@doebe.li