Bruno Ganz ist am Samstag, den 22. März 1941 in Zürich geboren und lebt heute in Berlin. Er geht vor dem Abitur von der Schule, denn er will Schauspieler werden. Seine Ausbildung macht er beim Zürcher Bühnenstudio. Mit 19 spielt er die erste Filmrolle in Karl Suters "Der Herr mit der schwarzen Melone" (1960). Jahre später ist Ganz bei Heinz Hilpert im Deutschen Theater in Göttingen. Das ist eine Talentschmiede, dort beginnen die großen Schauspiel- und Regietalente.
Als in den Mitsechzigern der junge deutsche Film kommt, ist Bruno einer der ersten Schauspieler: In Haro Senfts "Der sanfte Lauf" spielt er 1966 und ist jetzt öfters wieder im Steins Regie auf der Bühne: In München, Bremen, Zürich und schließlich ist er im Kino zu sehen. Ende 1967 steht er erstmals unter Peter er auch am Theater am Hallerschen Ufer in Berlin bei Peter Stein. Er ist ein Grenzgänger zwischen Theater und Kino, spielte auf den verschiedensten deutschsprachigen Bühnen und arbeitete während vieler Jahre an der Schaubühne Berlin. Seit den Tagen gehört der Schweizer Schauspieler zu den herausragenden deutschen Schauspieler.
So ist "Sommergäste" 1975 ein Erfolg in den Programmkinos. 1972 steht Bruno Ganz erstmals unter Claus Peymanns Regie auf der Bühne der Salzburger Festspiele in der Uraufführung von Thomas Benrhardts "Der Ignorant und der Wahnsinnige". 1973 wurde er zum Schauspieler des Jahres gewählt.
Dann kommen die großen Kinoerfolge: Der Bilderrahmenmacher Jonathan in Wim Wenders "Der amerikanische Freund" (1976), im gleichen Jahr wird er für seine Hauptrolle in Eric Rohmers "Die Marquise von O" neben Edith Clever ausgezeichnet. In Jeanne Moreaus Regiedebüt "Lumiére" spielt er den Heinrich Grün, in Peter Handkes "Die linkshändige Frau" (1977) sieht man ihn wieder an der Seite seiner Bühnenpartnerin Edith Clever, Wolfgang Petersen besetzt ihn 1978 als Partner von Gila von Weitershausen in dem Schach-Film "Schwarz und weiß wie Tage und Nächte".
Besonders gut ist Bruno Ganz 1980 in Kurt Gloors "Der Erfinder". Darin spielt er einen verschrobenen Mann, der Anfang des Jahrhundert als Erfinder scheitert. Volker Schlöndorff dreht nach einem Roman von Nicolas Born "Die Fälschung". Bruno Ganz ist hier der intellektuelle Kriegsberichterstatter Laschen.
Zu seinen schönsten Rollen gehört der Wahrheitsfanatiker Gregor in Hans W. Geissendörfers Verfilmung von Ibsens "Wildente" (1976) und 1982 der Paul in Alain Tanners "In der weißen Stadt". Gegen den täglichen stupiden Rhythmus setzt er seine Eigenbewegungen: er tanzt, spielt Mundharmonika, dreht kleine Super-8-Filme, die er seiner Frau nach Zürich schickt, und er beobachtet die Meereswellen.
Ganz ist jetzt In, spielt bei fast allen namhaften deutschen Regisseuren, sowie bei den Schweizern Claude Goretta, Kurt Gloor und Alain Tanner. 1982 inszeniert er gemeinsam mit Otto Sander ein Porträt der Schauspieler Curt Bois und Bernhard Minetti "Das Gedächtnis". Unter der Regie von Hajo Gies spielt er eineinhalb Jahre lang in einer Fernsehserie den versponnenen Detektiven "Tassilo" nach Martin Walsers Hörspiel.Mit Otto Sander tritt er auch als ehemaliger Engel in den Wim-Wenders-Filmen "Der Himmel über Berlin" und "In weiter Ferne so nah" (1986 und 1993) auf. 1996 wird er nach dem Tod des Burg-Schauspielers Josef Meinrad mit dem Ifland Ring ausgezeichnet, eine der größten Ehren für einen deutschsprachigen Schauspieler. 2000 sieht man ihn nochmals auf der Bühne: diesmal als Faust in Peter Steins gut 13-stündiger Inszenierung des gleichnamigen Goethe-Dramas.
Seine darstellerische Palette reicht von den Klassikern über die Moderne zu tragenden Rollen im anspruchsvollen Fernsehspiel und im internationalen Film bis hin zu Charakterstudien im Tatort.
Bruno Ganz ist ein Phänomen. Allein schon deswegen, weil er einem grossen Publikum nahezu unbekannt geblieben ist. Keine Homestorys, keine Skandale, keine Star-Allüren. Seit Jahren schirmt der Zürcher seine Person erfolgreich gegen die Öffentlichkeit ab. Die ihm eigene Mischung aus Diskretion und Bescheidenheit machts möglich, dass Ganz im Laden um die Ecke nicht erkannt wird. Jedenfalls nicht immer.
http://www.prisma-online.de/express/person.html?pid=bruno_ganz http://www.kinotv.com/proc/bio/bio.cfm?namecode=800.0.htm.
-- NicoleBoog - 29 Nov 2002