Als die Europäer erstmals Marco Polo`s Reiseberichte über China lasen, hielten sie die Erzählungen für reine Phantasie. Sie konnten sich nicht vorstellen, daß ein so weit entferntes, heidnisches Land existierte, welches größer, reicher, stärker bevölkert und weit höher entwickelt war als ihre eigenen Länder. Und dies mit einer Geschichte, so lang und ereignissreich wie zusammengenommen die des alten Ägyptens, des klassischen Griechenlands und Roms und Europas bis hin zur Renaissance.
Der Hauptunterschied aber ist sicherlich, daß China`s Geschichte das Erbe und der Stolz eines einzigen Volkes darstellt, das glaubte, daß ihr Herrscher, später der Kaiser, ein `Sohn des Himmels` sei, der mittels seiner großen Weisheit und Tugend, chinesisch seines `Dse`, die ideale Ordnung und Harmonie des Universums zu den Menschen auf die Erde bringt. Und sie waren davon überzeugt, ihr Land sei der Mittelpunkt des gesamten Universums.
Die chinesische Kulturgeschichte beginnt etwa 5000 Jahre vor Christus, als neolithische Chinesen in den fruchtbaren Tälern am Unterlauf des gelben und des Wei Flusses in den heutigen Provinzen Shanxi, Hebei und Henan (siehe Karte) Siedlungen errichten, in denen die Menschen in gut organisierten und geschützten landwirtschaftlichen Gemeinschaften lebten. Von hier aus dehnte sich der chinesische Kulturraum unter Aufnahme von Lokalkulturen allmählich zu seiner enormen Größe aus.
Von einer Rückkehr Chinas spricht man, weil das Reich der Mitte über den größten Teil unserer Zeitrechnung hinweg nicht nur das bei weitem bevölkerungsreichste Land und die größte Volkswirtschaft der Erde war, sondern die technologisch und administrativ fortgeschrittenste Zivilisation. Im neunzehnten Jahrhundert versank das hochentwickelte Land in tiefe Armut und wurde Halbkolonie des Westens, Russlands und Japans. Es war das Jahrhundert der Demütigung, das bis heute jeden Chinesen prägt.