In diesem Bericht zeigen wir auf, dass die Schweiz auch im Nahen Osten tätig ist. Es gibt wenige, die überhaupt wissen, dass es eine Schweizer Präsenz in diesem Gebiet gibt. Die Schweiz engagiert sich durch die TIPH. Im Hauptteil wird erklärt, was die TIPH ist, welche Aufgaben sie hat, ob Erfolge zu vermerken sind und ob es auch Misserfolge gab. Wir haben auch Meinungen von der palästinensischen sowie von der israelischen Seite.
Aufgaben der TIPH
Die TIP befindet sich in Hebron, einer Stadt im südlichen Westjordanland. Mit einer Einwohnerzahl von 120.000 ist sie eine der grössten palästinensischen Städte. Israel rechtfertigt die Besetzung eins Fünftels der Stadt mit dem Auftrag zur Beschützung der rund 500 jüdischen Siedler durch 2000 Soldaten. Am 25. Februar 1994 übte der jüdische Siedler Baruch Goldstein ein Massaker in einer Moschee aus, wobei 29 Palästinenser ums Leben gekommen sind. Daraufhin forderte Palästinenserführer Jassir Arafat eine internationale Präsenz zum Schutz seiner Bevölkerung. Daraufhin begannen die Norweger die Situation in der Stadt zu beobachten. 1995 wurde die Stadt aufgrund eines Vertrages in eine palästinensische und eine israelische Zone (H1, H2) geteilt. Am 15. Januar 1997 wurde die Temporary International Presence in the City of Hebron (TIPH) ins Leben gerufen. Sie besteht aus 85 unbewaffneten Personen: Zivilisten, Polizisten und Militärangehörige aus Norwegen, Dänemark, Schweden, Schweiz, Türkei und Italien. Das Mandat muss alle drei Monate durch die Palästinenser und die Israeli verlängert werden. Die TIPH soll das Sicherheitsgefühl der Palästinenser steigern und die wirtschaftliche und soziale Situation verbessern.
Erfolge und Misserfolge
Die TIPH konnte viele Kontakte mit der palästinensischen Bevölkerung aufbauen und somit deren Vorurteile gegenüber westlichen Hilfsorganisationen abbauen. So berichtet ein Beobachter der TIPH, dass sie für die Jugendlichen von Hebron ein Konzert organisieren konnten, was sich unter diesen Umständen als sehr schwierig darstellt. Ebenfalls organisierten sie ein Fussballturnier für junge Männer. Zudem bewarf ein israelischer Soldat von seinem Beobachtungsposten regelmässig Frauen und Kinder mit Steinen. Der Beobachter konnte dies beobachten und darüber berichten. Einige Zeit später war der Soldat nicht mehr in Hebron stationiert. Zu diesen Erfolgen gehören natürlich noch viele andere dazu, sonst gäbe es die TIPH heute wohl nicht mehr.
Andererseits gibt es von israelischer Seite grosse Kritik. So äussert sich der israelische Offizier Baruch Nagar, dass die TIPH ein Fehlschlag der Friedensschützer sei. Laut Nagar resultiert die Blindheit der Beobachter - unabhängig von ihrer Weltanschauung - aus einer Kombination aus persönlichen und organisatorischen Faktoren. Nagar glaubt, dass auf der persönlichen Ebene die Beobachter am meisten mit ihrer eigenen Selbstverteidigung beschäftigt sind und einfach persönlich von der Palästinensischen Autonomiebehörde bedroht fühlen. "Die Beobachter wissen, dass die Palästinenser gewalttätige Terroristen sind. Sie erleben es täglich und haben Angst vor ihnen. Auf der anderen Seite wissen sie, dass Israels Reaktion auf unfaire Kritik nicht mehr als ein unangenehmes Gespräch sein wird. Also ziehen sie es vor gegen uns zu sein und nicht gegen die Palästinenser. Auf der organisatorischen Ebene hat die TIPH kein Interesse, die palästinensische Aggressivität zu verurteilen. Sie sind tatsächlich in Hebron, um den Palästinensern ein Gefühl der Sicherheit zu geben. Wenn heraus kommt, dass die Palästinenser dafür sorgen, dass die Israelis sich bedroht fühlen, wie könnten sie dann ihr Mandat rechtfertigen?" Zudem sagt er, dass die Anwesenheit der Beobachter die Arbeit der Armee erheblich erschweren würde. Dieser Hass von der israelischen Seite ging so weit, dass eine junge Schweizerin und ihr türkischer Kollege Opfer einer bewaffneten Attacke im Norden von Hebron wurden und dabei ums Leben kamen. Die Schweiz reagierte bestürzt auf den Tod dieser zwei TIPH-Mitarbeiter. Die Schweiz wiederholt darauf ausdrücklich ihren Aufruf an die beiden Parteien, sofort jede Gewaltanwendung gegen die Zivilbevölkerung und namentlich gegen die Personen, die sich für den Schutz letzterer sowie die Durchsetzung des geltenden humanitären Völkerrechts einsetzen, einzustellen. Allerdings ist die TIPH auch bei den Palästinensern nicht so beliebt wie man sich es denken könnte. So werden ihre Patroullien-Fahrzeuge regelmässig mit Steinen beschossen und mit Hasstiraden angerufen. Denn trotz ihrer Anwesenheit hat sich die Lage für die Palästinenser nicht erheblich verbessert, schon mehrere Male wurde die gesammte Stadt von israelischen Panzern überrollt und tagelang kontrolliert.
Fazit
Die Arbeit der TIPH wird also von beiden Seiten als nicht erfolgreich abgeschrieben, aus neutraler Sicht betrachtet muss man jedoch sagen, dass es eine durchaus hilfreiche Aktion ist. Die vollständige Akzeptanz duch beide Parteien ist sowieso praktisch unerreichbar, da die Fronten zu stark verhärtet sind. Die Präsenz ist insofern hilfreich, als dass die Beobachter neutral beobachten und allfällige Missstände bemängeln, bzw. zu beheben versuchen können. Ausserdem ist es wahrscheinlich dass die jahrelange Anwesenheit in einigen Jahren Früchte tragen wird, d.h dass die Patrouillenfahrten der Stadt vermehrt Sicherheit und Stabilität bringen werden.