INFOS über Goergien und Umweltschutz unter:
http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~ci4/georgien/geoinfo/georgien2.htmDie Berge des Großen und Kleinen Kaukasus bieten Heimat für viele Tier- und Pflanzenarten, die auf der Welt einmalig sind. Unter anderem finden sich dort das Kaukasus-birkhuhn, Bartgeier, Königsadler, Braunbär, Kaukasischer Steinbock und Wolf. In den Steppen des Tieflandes lebt eine der letzten Restpopulationen der Kropfgazelle, deren Bestand durch konsequenten Schutz von Seiten des aserbaidschanischen Umweltministeriums wieder vergrößert werden konnte.
Ein Reichtum anderer Art liegt wie ein Schatten auf dieser vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt: Der Ölreichtum im Küstensockel des Kaspischen Meeres, der schon zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts Westeuropäer in das Land brachte und seit der Unabhängigkeit des Landes vor zehn Jahren für einen Förderboom sorgte, brachte eine der schlimmsten ökologischen Katastrophen des Landes mit sich. An vielen Stellen überzieht eine schwarze, klebrige Ölschicht die Erde, das Gebiet der grossen Ölanlagen/pumpen ähnelt einer kahlen Mondlandschaft.
Obwohl das Kaspische Meer ein zerbrechliches Öko-System in sich birgt, da es keinen Anschluß zu einem offenen Ozean hat und somit die Selbstreinigung des Wassers viel langsamer vor sich geht, ist das Kaspische Meer sehr stark verschmutzt. Vor allem Schwermetalle wie Zink, Blei, Chrom und Arsen verseuchen sowohl Frischwasser als auch Meerwasser. In den letzten fünf Jahren stieg der Kupfergehalt des Wassers an und ist jetzt 11,5 mal höher als die erlaubte Höchstgrenze; Zink 9,8 mal; Blei 5,6 mal und Kadmium 4,9 mal. Die geschätzten jährlichen Ablagerungen an Giftstoffen im Kaspischen Meer betragen:
-50 000 Tonnen an Ölprodukten -24 000 Tonnen an Sulfiten -400 000 Tonnen an Chloriden -25 000 Tonnen an Phenolen -300 000 Millionen m³ an verschmutztem Wasser von Baku
Insgesamt schwankt die Verschmutzung von Küste zu Küste. Obwohl der Norden des Kaspischen Meeres schmutziger ist, als bsp. die Küste vor Baku überschreiten beide die erlaubte Höchstgrenze an Schadstoffen um ein Vielfaches. Etwa 1500 km² des Kampagne Meeres (0,4% der Gesamtfläche) sind von Ölteppichen bedeckt.
Der größte Teil der Verschmutzung stammt von den industrialisierten Regionen des Kaspischen Meeres. Der vielleicht größte Verschmutzer ist keine Küstenregion sondern das stark industrialisierte Wolgasystem.
Die weitere Intensivierung der Erdölförderung wird das Kaspische Meer, welches jetzt schon in den meisten Regionen nahe einer ökologischen Katastrophe ist, zu einem endgültigen Desaster machen.
Eine Naturkatastrophe dieser Größenordnung hätte sicherlich auch wirtschaftliche Folgen, da ein wichtiger Industriezweig am Kaspischen Meer der Fischfang (speziell Störfang) ist. Es könnte weiters internationale Ölkonzerne abhalten in diese Region zu investieren, da diese in den letzten Jahren sehr darum bemüht waren ein "reines Image" sowie Glaubwürdigkeit und Seriosität gegenüber Umweltproblemen vor der Öffentlichkeit darzustellen. Meine persönliche Meinung zu letzterem Argument ist eher skeptisch, da die Ölkonzerne sonst nicht schon Milliarden in diese Region investiert hätten.
Bisher kam es nur zu einem bilateralen Abkommen zwischen Aserbaidschan und Kasachstan bezüglich Umweltstandards. Ein Abkommen aller Küstenstaaten des Kaspischen Meeres existiert aber noch nicht.
Ein großes Problem für die sich entwickelnde Ölindustrie am Kaspischen Meer stellen die Schwankungen des Meeresspiegels dar. Seit 1978 stieg der Meeresspiegel um 2,4m an und steht jetzt bei ungefähr 26,6m über dem internationalen Meeresspiegel. Das ist ein jährlicher Anstieg um durchschnittlich 12cm. Schon früher gab es Schwankungen des kaspischen Meeresspiegels. Von 1933 bis 1941 fiel der Meeresspiegel um 170cm.
Die Ursachen dafür sind ungeklärt. Dir Vermutungen reichen von veränderten Zuflüssen der Wolga als einem der Hauptlieferanten des Wassers bis zu Erdbeben unter dem Meer.
Die Folgen für die Umwelt sind katastrophal. Tausende von Quadratkilometern Küstenland sowie Wohngebiete und Industrieanlagen wurden bisher überflutet. Die Überflutungen wurden von schweren Stürmen verschlimmert. Das Ansteigen des Meeresspiegels führt in weiterer Folge zu einer Änderung des Grundwassers, zu einer Verschmutzung mit Schwermetallen, zu Ablagerungen von radioaktiven Substanzen, etc. .
In den letzten Jahren wurde wieder ein Rückgang des Meeresspiegels verzeichnet. Trotz alledem stellen diese Schwankungen eine große ökonomische und ökologische Gefahr dar, die die Entwicklung am Kaspischen Meer behindern könnte.
Jedoch auch an anderer Stelle wurde Raubbau an der Natur betrieben: Das Wasser des Kura-Flusses etwa wurde zur Sowjetzeit für den Anbau von Baumwolle abgezweigt, die Niederung von Kura und Araz mit Baumwollfeldern und von einem unübersichtlichen Netz an Be- und Entwässerungskanälen überzogen. Der Wasserhaushalt wurde komplett verändert und nun drohen nach dem Zusammenbruch des staatlich regulierten Wassermanagements viele Seen auszutrocknen. Hinzu kommt die Belastung der Gewässer durch den intensiven Gift- und Düngereinsatz im Baumwollanbau, auch wenn dieser in den vergangenen Jahren stark abgenommen hat
Der Druck auf die natürlichen Schätze des Landes hat daher in den letzten Jahren drastisch zugenommen. Die empfindliche Fauna und Flora der Bergregionen des Kaukasus wird durch unkontrollierte Überweidung und Abholzung geschädigt. Fortschreitende Erosion nimmt den Bewohnern der Berge die Lebensgrundlagen. Der Wilderei durch Jäger fallen seltene Säugetiere wie vor allem der Kaukasische Steinbock zum Opfer und auch in den Feuchtgebieten des Landes wird nahezu ungehemmt Jagd auf Enten und Gänse gemacht.
Diese Probleme zeigen, wie wichtig ein starker und professioneller Naturschutz im Land wäre. Das gilt sowohl für die staatliche Naturschutzverwaltungen wie auch für die nichtstaatlichen Umweltorganisationen. Mit einer langfristig angelegten Partnerschaft hilft der NABU (Naturschutzbund Deutschland) deshalb beim Ausbau der "Azerbaijan Ornithological Society" (AOS) zu einem schlagkräftigen Naturschutzverband. Die AOS hat ihren Sitz in Baku und ist aus einer Gruppe von Wissenschaftlern der Akademie der Wissenschaften entstanden. Im Vordergrund der Arbeit stehen bisher der praktische Naturschutz und die Umweltbildung. Regelmäßig führt die AOS zudem Vogelzählungen an wichtigen Feuchtgebieten des Landes durch und überwacht im ganzen Land die Auswirkungen der Ölförderung im Kaspischen Meer.
2003 beginnt der Aufbau eines Netzes von ehrenamtlichen Naturschützern in den einzelnen Regionen Aserbaidschans, die ähnlich den NABU-Gruppen vor Ort den Zustand von Fauna und Flora überwachen und sich im praktischen Naturschutz engagieren sollen. Außerdem engagieren sich NABU, AOS und das aserbaidschanische Umweltministerium gemeinsam für Verbesserungen beim Feuchtgebiete-Management. Für den Haqigabul-See wird nun ein Managementplan entwickelt, der als Beispiel für andere Feuchtgebiete des Landes herangezogen werden kann. Im Mittelpunkt steht dabei die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung und ihrer Interessen.
Unterstützt vom englischen BirdLife-Partner Royal Society for the Protection of Birds (RSPB), übernimmt der NABU in Aserbaidschan Verantwortung für Naturschützer in ärmeren Ländern und gibt seine Erfahrung und sein Know-how im modernen Naturschutz an diese weiter. Mit dem Aufbau eines demokratisch organisierten Naturschutzverbandes – genau hier liegt schließlich einer der wichtigsten Kompetenzen des NABU –, mit engagierten Mitgliedern unterstützt der NABU außerdem den Aufbau einer funktionierenden Zivilgesellschaft im bisher autokratisch regierten Aserbaidschan Mehr INFOS unter: http://www.nabu.de/m09/m09_06/00897.html