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SarahFuchs - 03 Dec 2002
Die Franzosen Joseph Nicéphore Niepce und Jacques Daguerre sowie der Engländer William Talbot entwickelten bis 1839 die Fotografie.
Die stehenden Abbilder der Wirklichkeit in Bewegung zu bringen gelang aber nur schrittweise: 1878 nahm der Engländer Eadweard Muybridge erstmals Reihenfotos von einem Pferd in Bewegung auf. Ähnliche Studien der Bewegung führte auch der deutsche Erfinder Ottomar Anschütz durch.
Während Muybridge das sogenannte Zoopraxiskop als Projektionsgerät entwickelte, führte Anschütz seine Fotos mit dem Schnellseher, einem Guckkasten mit rotierender Bildtrommel, vor. Der Franzose Etienne-Jules Marey kam bei seinen Experimenten mit Reihenfotografien dem Film am nächsten, da er seit 1888 nicht eine feststehende Filmplatte, sondern einen am Objektiv vorbeigeführten Filmstreifen verwendete, den er bis zu 60 mal pro Sekunde belichtete. An seine Entwicklung knüpfte der Amerikaner Thomas Alva Edison an.
Edison war es, der die ersten brauchbaren Aufnahme- und Betrachtungsgeräte für "lebende Bilder" entwickelte. Zusammen mit seinem Mitarbeiter W. K. Laurie Dickson verwendete er perforierte Zelluloidfilme, die ruckweise über ein Zahnrad am Objektiv vorbeigeführt und dabei belichtet wurden. Für die Wiedergabe benutzte Edison ab 1892 das Kinetoskop, einen Guckkasten, in dem jeweils eine Person über eine Linse die mit einer Kurbel; später mit Elektromotor; daran vorbeigeführten Bilder betrachten konnte.
Die
BruederLumieres betraten also kein Neuland mit ihrem Filmgerät. Die einzige echte Neuerung die sie einführten, ist das System von Greifzähnen zum Transport des Films.
Dennoch gelten sie als die "Väter" des Films, da sie sich nicht zuletzt dank ihrer finanzieller Möglichkeiten, gegenüber der Konkurrenz dauerhaft durchsetzen konnten. Ihr Kinematograph war zudem technisch so ausgereift, daß er bereits sämtliche erst später aufgestellten Kriterien für das neue Medium erfüllte:
- Sie benutzten perforierte Filmstreifen
- Durch die Bildfrequenz von 16 Bildern pro Sekunde hatten sowohl Aufnahme als auch Wiedergabe eine gute Qualität
- Jedes Bild steht bei der Aufnahme für die Belichtung und bei der Wiedergabe für die Projektion kurzzeitig völlig still und wird während der Transportphase verdunkelt.
Kinos, als feste Einrichtungen in Gebäuden, gab es in Deutschland erst nach dem ersten Weltkrieg.
Die ersten Filme, die noch als vorübergehende Kuriosität angesehen wurden, zeigten Schausteller mit tragbaren Kinematographen in bunt dekorierten Jahrmarktbuden und gelegentlich auch in Varietés, wo sie einen Teil des Programms bildeten. Eine weitere Vorführform war das, neuerdings wieder beliebte, Freilichtkino, das abends auf Dorfplätzen oder in Wirtshausgärten installiert wurde, eine Hauskapelle sorgte live für die musikalische Untermalung.
Besonders in den Großstädten, wie Berlin erlebte das Kino in den 20er Jahren, trotz der allgemein äußerst schlechten Wirtschaftslage mit der Hyperinflation, einen ungeheuren wirtschaftlichen Aufschwung, denn der Eintritt war sehr billig und so insbesondere für die unteren Schichten erschwinglich. So war z.B. oftmals der Kinosaal für die zahlreichen Dienstmädchen der damaligen Zeit der einzige Platz, wo sie sich auf unverdächtige Weise mit einem Mann treffen konnten. Es galt als besonders schick ins "Kientopp" zu gehen.
Quelle