Der Begriff „Konjunktur“ geht auf lateinisch „coniunctio“ (Verbindung) zurück. Im wirtschaftswissenschaftlichen Sprachgebrauch wird er verwendet als Oberbegriff für periodisch auftretende Schwankungen des Auslastungsgrades der gesamtwirtschaftlichen Produktionskapazitäten. Diese Schwankungen können anhand von Konjunkturphasen systematisiert werden. Nach dem Vier- Phasen-Schema, das auf den bedeutenden österreichischen Ökonomen Joseph A. Schumpeter (1883-1950) zurück geht, können folgende Abschnitte, die zusammen einen Konjunkturzyklus ergeben, unterschieden werden: - Aufschwung: Nach einem Tiefpunkt steigt in dieser Phase die Produktion wieder an; der Auslastungsgrad der Kapazitäten (des Produktionspotenzials) erhöht sich; - Hochkonjunktur: Der Grad der Normalauslastung ist erreicht; ein weiterer Produktionsanstieg führt zunehmend zu einer Überbeanspruchung der Kapazitäten mit Inflationsrisiken; - Abschwung: Die Produktion hat den Höhepunkt überschritten und geht wieder zurück; der Auslastungsgrad der Kapazitäten sinkt; - Tiefstand: Ist die Normalauslastung der Kapazitäten wieder erreicht, führt ein weiterer Produktionsrückgang zu Unterauslastung der Kapazitäten. Ein neuer Konjunkturzyklus setzt ein, sobald wieder ein Produktionsanstieg zu verzeichnen ist.
Verschiedene Konjunkturtheorien versuchen, eine gesetzmäßige Erklärung für die periodisch auftretenden Schwankungen einer Volkswirtschaft zu finden. Ein Blick zurück zeigt, dass die Geschichte der Konjunkturtheorie vor allem durch die Auseinandersetzung um folgende Frage geprägt ist: Tendiert ein marktwirtschaftliches System aus sich heraus zur Stabilität oder sind konjunkturpolitische Eingriffe von außen für ein Gleichgewicht der Volkswirtschaft notwendig? In jüngster Zeit wurde darüber hinaus die These diskutiert, ob es das Durchlaufen eines gesamten Konjunkturzyklus in Zukunft noch geben wird. Die „New Economy“ (zu der insbesondere die Branche der Informations- und Kommunikationstechnologie gehört) wurde als geeignet angesehen, die alte Wirtschaft mit auf einen stetig nach oben zeigenden Wachstumspfad zu ziehen. Die Ergebnisse der empirischen Konjunkturforschung, die die Aufgabe hat, die aktuelle Konjunkturlage zu identifizieren (Diagnose) und ihre weitere Entwicklung aufzuzeigen (Prognose), deuten heute mit Blick auf die USA darauf hin, dass die „New Economy“ weder eine Garantie gegen Schwankungen in der Auslastung des gesamtwirtschaftlichen Produktionspotenzials darstellt, noch fundamentale ökonomische Zusammenhänge aus den Angeln hebt. Es sei aber nicht zu übersehen, dass die Informations- und Kommunikationstechnologien in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre in den USA substanziell zu Produktions- und Produktivitätswachstum beigetragen haben. -- MichaelKurmann - 17 Feb 2003