Die Moskauer Metro
Mit der "Maskawskij Metropoliten" besitzt Moskau eines der größten und (noch) saubersten U-Bahn-Systeme der Welt. Weltweit sind die Bahnhöfe für ihre prachtvolle Ausschmückung bekannt. Bis die Metro in den 30-ern eingeweiht werden konnte, mussten viele Probleme bewältigt werden.
Der Gedanke an eine Art Metro entstand schon
kurz nach der Jahrhundertwende: Droschkenkutscher (die damaligen Taxis), Pferde sowie einzelne Autos verstopften Moskaus Straßen. Staus und zähfließender Verkehr (leider noch ohne Radio Moskau aus der Anlage im Auto) müssen an der Tagesordnung gewesen sein. Der fortschrittliche Gedanke an den ÖPNV (Öffentlichen Personennahverkehr) wurde allerdings nach massiven Protesten der Droschkenkutscher, die um ihre Jobs fürchteten, und den orthodoxen Geistlichen, die den Menschen nur tot unter der Erde wollten, aber nicht in einer Metro, begraben. Erst Ende der 20-er erinnerte sich ein ganz anderer angesichts der gewachsenen Probleme an das damals verworfene Konzept: Jossif Wissarionowitsch Stalin. Die Auto- und Taxiplage machte inzwischen das Durchkommen zu Stoßzeiten fast unmöglich, auch der sog. Genosse Trolleybus (Oberleitungsbus) konnte die Lage nicht mildern, da er ebenso im Verkehr festhing. Ganz nach seinem Konzept "wenn, dann richtig" ließ Stalin nicht nur eine "einfache" Metro bauen, sondern ein sozialistisches Vorzeigeprojekt. Unter erheblichem Einsatz an Kosten (und Menschenleben) und unter erheblichen Opfern an der alten Bausubstanz wurde die
Metro schon im Mai 1935 mit 13 Metrostationen eingeweiht. Die Bahnhöfe waren (und sind) prachtvoll ausgeschmückt: Kronleuchter, Mosaike, Fresken, alle Arten an Marmor, Edelmetalle, Buntglasfenster und Skulpturen wohin das Auge blickt. Alles ist in der Zeit des sozialistischen Realismus entstanden, d.h. einem Kunststil, in dem der Sozialismus und die russische Vergangenheit nur in positivem Licht beleuchtet werden durfte. Die einzelnen Bahnhöfe sind meistens thematisiert, so "handeln" sie z.B. von der (gelenkten) Kunst der Sowjetvölker, von Szenen aus dem sowjetischen Sport, von der Eroberung des Weltalls oder vom Vaterländischen Krieg. Aber auch neutrale Themen lassen sich finden: Motive aus Puschkins Werken oder Szenen aus dem Zirkusleben. Allen Bahnhöfen ist aber ihre Sterilität gemeinsam, so sagte Christopher Hope über die Metro: "Gleichzeitig üppig und trostlos liegen die Stationen da; kein Schmutz, keine Farben, keine Gefahren, keine Trübsal. Keine Graffiti, kein Krach und... kein Leben." Anders sah es Bertold Brecht: "Beinahe lautlos liefen die schönen Wagen durch taghelle Stollen: Für strenge Besteller das Allerbeste [...] denn es sah der wunderbare Bau, was keiner seiner Vorgänger jemals gesehen hatte: Als Bauherren die Bauleute." Im Zuge der geänderten politischen Situation ab 1990 wurden nach und nach die Stationen umbenannt, die ganzen sozialistischen Namen wurden ersetzt (z.B. Dserschinskaja [Name des KGB-Gründers] durch: Lubjanka).
1993 verfügte die Metro über 140 Stationen und 200 km Streckennetz, bis 2000 sollten es weitere
140 sein.
Hier noch einige Bilder dieser wirklich prachtvoll ausgeschmückten Moskauer Metro.
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EnzoPavese - 27 Nov 2002