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Michèle Lötscher und Pascale Lötscher

OSSETIEN

14 Jan 2005 - 00:27 | Version 6 |

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Im Zentrum des Kaukasus, an der Nahtstelle zwischen Europa und Asien, lebt das kleine Volk der Osseten. Iriston, wie die etwa 450 000 Osseten ihr Land nennen, ist nicht einmal halb so groß wie Belgien. Es liegt beiderseits des Großen Kaukasischen Bergrückens, der Ossetien in Nord und Süd teilt. Die Republik Nordossetien-Alanien ist eine Verwaltungseinheit der Russischen Föderation, Südossetien dagegen, das früher zur Georgischen SSR gehörte, betrachtet sich heute als selbständiger Staat. Dieser wird aber weder von Georgien noch von Russland anerkannt.

Ursprung des Volkes

Die direkte Linie des Stammbaums der Osseten sieht so aus: Skythen (Sarmaten) – Alanen – Osseten. Die Skythen sind eines der Völker des Altertums. Ihre Haupterritorien befanden sich in den Steppen des Nördlichen Schwarzmeergebietes. Den Grundstein für das Volk der Osseten legten die Alanen, die sich mit den kaukasischen Stämmen mischten. Dieser streitbare Stamm tauchte im 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung in den Steppen und den Ausläufern des Kaukasus auf. Alanien wurde im 13. Jahrhundert durch die einfallenden Tataren und Mongolen zerstört. Ein Teil des Volkes konnte sich jedoch in den schwer zugänglichen Bergschluchten retten. Die folgenden fünf Jahrhunderte kämpften die Verbliebenen ums Überleben. In dieser Zeit bildete sich auch die Nationalkultur der heutigen Osseten heraus. Ganz Ossetien ist von drohenden, mehrgeschossigen Verteidigungs- und Wohntürmen, Grabstätten und Tempeln überzogen, was diesem Landstrich auch seine Einzigartigkeit verleiht. Im Jahre 1774 trat Ossetien freiwillig dem Russischen Reich bei. Das diente dem Schutz seiner Grenzen vor den Einfällen der Georgier, der Kabardinen und Inguschen. Damit wurde auch der Weg zur Umsiedlung der Osseten in die Ebenen der Vorgebirge geebnet.

KONFLIKT

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde auch dieser kaukasische Flecken Erde mit den blühenden Vorgebirgsniederungen und den vereisten Höhen von lokalen ethnischen Konflikten erfasst. Die Gründe für den südossetischen und den ossetisch-inguschischen Konflikt sind fast ein Jahrhundert alt.

Südossetischer Konflikt

  • Rund 100.000 Einwohner 1989, davon 65 % Osseten, 20 % Georgier.
  • Hauptstadt: Tskhinvali

In den Bestand des Russischen Imperiums ging Ossetien seinerzeit ungeteilt ein. Nach der Revolution von 1917 befand sich jedoch der südliche Teil im Bestand der neu gegründeten Republik Georgien, und die Bolschewiki schlossen sie 1921 in die Georgische SSR ein. Damit war die Basis für den südossetischen Konflikt von 1989 – 1992 bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts gelegt. Im September 1990 erklärte sich Süd-Ossetien zur "Demokratischen Sowjetrepublik". Georgien rief im November seine Unabhängigkeit aus und löste die Autonome Republik auf. Gorbatschow setzte diesen Beschluss daraufhin per Dekret außer Kraft. Es begann ein Krieg, der auch unter Schewardnadse fortgeführt wurde und in den sich in Nord-Ossetien stationierte Russische Verbände einmischten, bis 1992 ein Waffenstillstand vereinbart wurde.

Ossetisch-inguschischer Konflikt

  • Nord-Ossetien wird von ca 610.000 Menschen bewohnt, davon sind 52 % Osseten und 39 % Russen.
  • Hauptstadt: Wladikawkas (früher Ortschonikidse)

Der ossetisch-inguschische Konflikt vom November 1992 war ein Erbe der Stalinzeit. Nach der Deportation der Tschetschenen und Inguschen im Jahre 1944 und der Auflösung der Tschetscheno-Inguschischen Autonomen Republik wurde ein Teil von ihr der Nordossetischen ASSR angegliedert. Osseten wurden hier zwangsweise angesiedelt. Nach der Rehabilitierung im Jahre 1957 kehrten die Inguschen zurück. Zum Auslöser der territorialen Streitigkeiten wurde das Gesetz „Über die Rehabilitierung der verfolgten Völker", das zwar die Rückkehr der vertriebenen Bevölkerung in ihre ehemaligen Siedlungsgebiete vorsah, aber keine regulierenden Mechanismen und Beschlüsse zu den territorialen Fragen beinhaltete. Seit den tragischen Ereignissen sind fast zehn Jahre vergangen, aber der Konflikt wurde bis heute nicht gelöst. Die Bevölkerung war gegen ein Zusammenleben von Inguschen und Osseten. Wie die Erfahrung zeigt, sind in einem solchen Fall Zusammenstöße unausweichlich.
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