Zu Beginn des 8. Jahrhunderts drangen die Araber bis an die Südküste Spaniens vor, mit dem Ziel den Islam auch in Westeuropa zu verbreiten. Dazu führten sie einen "Dschihad", also einen heiligen Krieg, bei welchem ihnen alle Mittel recht waren. Sie überwanden spielen die zahlenmässsig überlegenen und bessergerüsteten europäischen Heere und eroberten so die Königsresidenz Toledo und drangen in knapp drei Jahren bis zu den Pyrenäen vor. Spanien wurde zu einem islamischen Staat. (Was sich auch heute noch in Architektur, Kunst und Kultur zu sehen ist)
Die Reaktion der bedrohten Franken liess nicht lange auf sich warten. Sie hatten erkannt, dass sie schnellere und beweglichere Truppen brauchten um die Muslime besiegen zu können. Diese hatten nämlich eine spezielle Kampftaktik: Erst stürmten sie mit ihren Pferden heran und schossen darauf einen Pfeilhagel auf die gegnerischen Heere. Nachdem sie so die Schlachtordnung der Feinde durcheinandergebracht hatten begannen sie mit dem Nahkampf. Die muslimischen Kämpfer griffen nun von verschiedenen Seiten die feindlichen Truppen an. Die schwerfälligen Fusstruppen der Franken hatten dieser neuen Angriffstaktik nicht viel entgegenzusetzen.
Der fränkische König Karl Martell machte sich die folgenden Überlegungen:All diese Überlegungen führten zu einer neuen Art Krieger; dem Panzerreiter. Ein Berufskrieger zu Pferd, der der Vorgänger der späteren Ritter werden sollte.
Um ca. 720 n.Chr. fielen die Araber zum Erstenmal im Frankenreich ein und verheerten Städte, entweihten Kirchen und Klöster, mordeten und versklavten die Bevölkerung.
Im Oktober 732 gelang es den fränkischen Heeren unter Karl Martell die Araber zwischen Tours und Poitiers zu stellen und in einer zweitägigen Schlacht vernichtend zu schlagen. (Näheres zu dieser Schlacht unter: http://www.jop-kriegskunst.de/poit.htm ) Die Franken konnten die Muslime daraufhin wieder hinter die Pyrenäen zurückdrängen. Die Panzerreiter hatten sich somit bewährt.In nächster Zeit wurde die Rolle der Panzerreiter zur Landesverteidigung immer grösser. So kämpften sie beispielsweise gegen die Wikinger, die im 9. Jh. in Westeuropa einfielen, oder auch gegen die Ungarn, welche im 10. Jh. Europa überrannten. Auch in diesen Schlachten zeigten sich die Panzerreiter erfolgreich und so wurden sie zum wichtigsten Truppenteil der westeuropäischen Heere.
Da die Panzerreiter Unmengen von Geld kosteten mussten Möglichkeiten gefunden werden diese zu finanzieren. Dies gelang am besten indem man die Panzerreiter in das Lehenssystem aufnahm. Die Vasallen waren verpflichtet ihrem Lehensherrn im Kriegsfall als Panzerreiter zur Verfügung zu stehen. Die Ausrüstung mussten sie selbst finanzieren. Als Gegenleistung dazu erhielten die Vasallen dafür von ihrem Herren Land und Leute, sowie Schutz.
Ungefähr von dieser Zeit an wurden die Panzerreiter Ritter genannt. Das Wort Ritter findet seinen Ursprung im Wort Reiter, was darauf hinweisen soll, dass die Ritter immer zu Pferd in den Kampf zogen. Aus einem Truppentyp war so ein fester Adelstand geworden.
Zum Rittertum des Hochmittelalters fehlte aber noch ein wichtiger Schritt. Die tapferen Krieger, die mutig und erfolgreich ihr Land verteidigten wurden von ihren Landsleuten nicht, wie zu erwarten, verehrt, sondern waren verhasst wie die Pest. Dies ist jedoch einfach zu erklären. Die Ritter nutzten das herrschende Chaos, die Katastrophen und die Schwäche ihrer Landesherren schamlos aus um selbst untereinander Kleinkriege zu führen. Die Zivilbevölkerung litt unter diesen Auseinandersetzungen und musste grosses Elend und Not ertragen.
Im weiteren waren die Ritter zu dieser Zeit ungebildet und die wenigsten unter ihnen konnten lesen und schreiben. Geographisch, histerische und religiöse Kenntnisse besassen sie bestenfalls regional begrenzt. Bücher und Bildung waren ihrer Meinung nach nur für den Klerus.
Durch die Reformbewegung der Kirche im 10. Jh. wurde den Rittern in ihrem Tun rechtliche Grenzen gesetzt. Die Treuga Dei, der Gottesfriede, verbot den Rittern zwichen Mittwoch abend bis Montag morgen, sowie an bestimmten Feiertagen des Kirchenjahres, wie Oster-, Advents- und Fastenzeit, den Umgang mit der Waffe. Zudem wurde es verboten die Waffe gegen Mönche, Pilger und Frauen zu erheben oder in Kirchen, Kapellen, an Wallfahrtsorten, in Wirtshäusern und auf Märkten zu kämpfen. Durch die Androhung von Strafen, wie dem Gericht Gottes und ewigen Höllenqualen, sowie durch das Drängen der Bevölkerung beugten sich die Ritter diesen Gesetzen.
Die christliche Kirche beliess es aber nicht bei diesen neuen Gesetzen. Sie rief die Ritter auf die "Christliche Sache" zu unterstützen, wenn nötig auch mit dem Schwert. Bis dahin hatte die Kirche jedoch jeglichen Gebrauch von Gewalt verdammt. Nun erlaubte sie aber für eine christlich-missionarische Sache in den Krieg zu ziehen.
Nicht nur für die Kirche hatte sich etwas geändert. Die Ritter konnten durch diese neue Ansicht ihre Aufgabe als Vasall und Christ verbinden und galten zudem noch als Gotteskämpfer, der kämpfte, aber dadurch auch Gutes tat. Damit war das Ideal des christlichen Ritters geboren. Eine Verbindung zwischen dem Traumbild der Vasallentreue und dem Kampf für den Glauben.
Durch den Aufruf Papst Urbans II. am 27. November 1095, die heilige Stadt zu erobern und das ganze heilige Land von den islamischen Herrschern zu befreien, bekam das Rittertum Westeuropa ein neues allgemein anerkanntes Ziel und erfüllte die Ritterschaft mit neuem Selbstvertrauen.
Der Appell des Papstes stellte das Rittertum aber auch in ein besseres Licht, so dass sowohl Hochadel als auch Könige und Kaiser mit den rangniedrigen Vasallen gegen die Ungläubigen in den Krieg zogen. Die Kreuzzüge hatten so die Wirkung, dass sie die verfeindeten Ritter wieder zusammenschweissten und teilweise sogar soziale und gesellschaftliche Barrieren überwanden.
Die Medizin in der morgenländischen Kultur war schon hoch entwickelt, während unsere Ärzte nicht mehr als Schrlatane und Quacksalber waren. Entzündete oder Gebrochene Gliedmassen wurden bei uns einfach amputiert, auf Wunden tat man Salz oder Essig, bei Fieber oder sonstigen Erkrankungen diagnostizierte der Artzt, dass der Patient vom Teufel befallen sei und trieb diesen aus, indem er dem Kranken in die rasierte Schädelhaut ein Kreuz ritzte. Viele Patienten starben durch diese Heilmethoden, anstatt zu genesen.
Die muslimischen Ärzte hingegen waren mit vielen Körperfunktionen und -vorgängen vertraut. Sie kannten viele verschiedene Heilkräuter, wie Myrrhe, Balsam, Moschus, Kampfer oder Sennesblätter. Bei Geschwüren und Verwundungen wandten sie Umschläge, bei Magenverstimmungen oder anderen Beschwerden verordneten sie beispielsweise wirksame Diäten. Auch die Kreuzfahrer erkannten die Fortgeschrittenheit der morgenländischen Ärtzte und bevorzugten diese.
Schon nach kurzer Zeit begannen die Kreuzfahrer die Kultur und Lebensweise der Araber zu übernehmen und sie zu ihren eigegen Nutzen zu gebrauchen. Wie schon zuvor in Spanien kam es hier zu einer Verschmelzung der abendländischen mit der morgenländischen Lebensweise, die unsere Kultur, unsere Wissenschaften und auch unsere Architektur beeinflussten.
Die Kreuzritter begannen im Heiligen Land nach muslimischer Lebensart ein angenehmes und luxuriöses Leben zu führen. Um sich dem Klima anzupassen trugen die Ritter bald luftige Mäntel, Burnus, Turban und Sandalen, wie auch die Eingeborenen bekleidet waren. Aber auch auf die Schönheit waren die christlichen Ritter nun bedacht. Sie legten Wert auf kostbare und edle Kleidung, liessen sich sehenswerte Haar- und Bartfrisuren schneiden und übernahmen die morgenländische Hygiene, die im Gegensatz zu den europäischen Hygieneverhältnissen sehr hoch entwickelt war. Beispielsweise war es im Morgenland üblich sich jeden Tag zu waschen, was in Westeuropa als überflüssig galt, obwohl dies viele Krankheiten vorgebeugt hätte.
Auch der Gebrauch von Schönheitsmilch und Parfüms war im Abendland verpänt, da dadurch die Todsünde der Eitelkeit entstünde. Dennoch gewöhnten sich Frauen und Töchter der ritter an kostbare orietalische Duftstoffe zu benützen , puderten sich das Gesicht und begannen sich Lippen und Wangen mit Ocker rötlich zu färben. Ausserdem trugen sie wie die Frauen der Muslime einen Schleier vor dem Gesicht um sich vor der Hitze zu schützen.
Bald ernährten sich die Kreuzritter auch von den edlen und gewürzten Speisen des Morgenlandes. Zudem genossen sie auch süssen Wein oder Fruchtsäfte, die durch Schnee aus den Gebirgen gekühlt, aus fremdartig und exotig Früchten zubereitet wurden und sich bald grosser beliebtheit erfreuten.
Im Vergleich zu den muslimischen Kämpfern waren die christlichen Ritter völlig ungebildet. Die Araber hatten ihre mathematischen Kenntnisse des komplexen arabischen Zahlensystems von Indien her übernommen und fast jeder besser gestellte Muslim beherrschte die Kunst des Schreibens und Lesens, während die meisten Christen Analphabeten waren.
Aber die Kreuzfahrer lernten die Macht und Bedeutung der Bildung bald zu schätzen und erlernten beispielsweise die Kunst der Konversation, der Philosophie, des vornehmen Benehmens, Musik und Malerei, sowie den galanten Umgang mit Frauen. Kultur und Bildung wurden so bald zu weiteren Tugenden der Ritter.
Um sich zu unterhalten veranstalteten die Ritter in der Heimat Turniere und Jagden. Im Morgenland lernten die Kreuzzüger viele neue Spile, wie Schach oder Dame, die später zu einer geschätzten Unterhaltungsart der Ritter wurden. Aber auch die orientalische Musik und die Tänze, und natürlich vor allem die Tänzerinnen, fanden bei den Kreuzrittern grossen gefallen. Einige Krieger heirateten sogar einheimische Frauen, dennoch schlossen die Ritter selten Freundschaften mit Muslimen und kaum einer der christlichen Ritter bekehrte sich zum Islam.