Thomas wurde 1875 in Lübeck geboren. Wie sein älterer Bruder, Heinrich Mann, wurde er Schriftsteller. Er gilt als einer der bedeutendsten Erzähler des 20. Jahrhunderts. Nach dem Tod seines Vaters 1891 und der Liquidation von dessen Firma gewann Thomas Mann die Mittel, seinen literarischen Neigungen nachzugehen. Bereits seine ersten Veröffentlichungen (der Roman „Die Buddenbrooks“, 1901, die Novellen „Tristan“,1903, „Tonio Kröger“, 1903) zeigten ihn auf der Höhe seiner Meisterschaft. Sie zeigen auch schon das Grundthema seiner Werke, die Herausarbeitung der Gegensätze Bürger – Kunst, Leben – Geist, die in immer neuen Variationen, immer anders akzentuiert, einander angenähert und in Beziehung zueinander gesetzt werden. . Im Dezember 1900 machte Thomas Mann auf seinen zahlreichen Reisen die Bekanntschaft der Brüder Carl und Paul Ehrenberg. Mit Paul verbindet Thomas Mann eine enge Liebesbeziehung, die in seinem Werk "Doktor Faustus" später veröffentlicht wird. Diese homoerotischen Erfahrungen spielten nicht nur in jungen Jahren eine Rolle, sondern auch später werden sie in seinen Werken, wie im Joseph-Roman, hervorgehoben. Das wesentliche Mittel der Gestaltung ist für ihn die durchgearbeitete, subtile psychologische Darstellung seiner Charaktere. 1913 schrieb er die geradezu die Epoche der Jahrhundertwende zusammenfassende Novelle „Der Tod in Venedig“. 1924 veröffentlichte er mit „Der Zauberberg“ einen Schlüsselroman der Weimarer Zeit. Sein Bekenntnis zur deutschen Kultur und zur Demokratie war, trotz mancher elitärer Züge in seinem Wesen, immer eindeutig gewesen. Deshalb ging er 1933 ins Exil, zunächst in die Schweiz, später in die USA. Hier entstanden zwischen 1933 und 1942 eine Vielzahl von Werken („Doktor Faustus“), neben Romanen auch viele Essays, mit denen er die Ereignisse in Europa kommentierte und die deutsche Kultur gegen den Vandalismus der Nationalsozialisten verteidigte. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, um sich in der Schweiz niederzulassen. Um seine Rückkehr hatten sich schon 1945/46 zwischen einigen Vertretern der „Inneren Emigration“ und ihm Zwistigkeiten ergeben, weil er dafür plädiert hatte, alle zwischen 1933 und 1945 in Deutschland entstandene Literatur für „weniger als wertlos“ zu halten. Man nannte ihn „verständnislos, selbstgewiss und ungerecht“ und warf ihm vor, er habe der deutschen Tragödie von „den bequemen Logen des Auslands“ zugeschaut. Mann setzte seine Erfahrung dagegen, indem er die Zeit des Exils so definierte: „Es ist kein Wartezustand, den man auf Heimkehr abstellt, sondern spielt schon auf die Auflösung der Nationen an und auf eine Vereinheitlichung der Welt.“ Sein letztes grosses Werk war der Schelmenroman „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ (1954). Er starb 1955 in Kilchberg am Zürichsee.
-- MarkusSchaller - 26 Nov 2002