Lesen wir Propagandablätter der chinesischen Behörden, so sprechen diese von der "Befreiung der tibetischen Frau". Diese proklamierte Befreiung blendet jedoch die frauenspezifischen Menschenrechtsverletzungen in Tibet aus: Gewalt gegen tibetische Frauen im Namen der Familienpolitik und Gewalt gegen politische Frauengefangene.
Gewalt gegen tibetische Frauen im Namen der Familienpolitik ist geprägt durch: Aufgezwungene Familienplanung Abtreibungen Sterilisationen Kindermord Rassenhygiene.
Zwangs- abtreibungen Nach chinesischem Gesetz betrifft die Politik der "Ein-Kind-Familie" nur "Nationalitäten" in der Volksrepubik China mit mehr als 10 Millionen Menschen. Die tibetische Bevölkerung wird von tibetischer Seite auf 6 Millionen geschätzt und sollte von dieser Familienplanung ausgenommen sein. Seit den 80er Jahren verfolgt die chin. Regierung jedoch die Familienplanungspolitik auch in Tibet. Offiziell dürfen tibetische Familien als Angehörige einer sogenannten nationalen Minderheit zwei Kinder bekommen, in der Praxis aber kommt es häufig vor, daß eine Frau schon bei ihrer ersten Schwangerschaft eine mit Sterilisation verbundene Zwangsabtreibung erdulden muß. Durch eigene Beobachtung in Tibet sowie vielfache Befragung von Flüchtlingen stellte der amerikanische Arzt Dr. Blake Kerr fest, daß seit 1982 zwei verschiedene Arten von Geburtenkontrolle ausgeübt werden.
Erstens werden in Spitälern, die die Frauen zur Entbindung aufsuchen müssen, wenn sie die notwendigen Papiere und Lebensmittelkarten für das Kinderhalten wollen, gezielt tibetische Neugeborene durch Injektionen getötet. Aus diesem Grund nennen die Tibeter das Volkskrankenhaus in Lhasa "die Metzgerei".
Zweitens gibt es nach Schilderungen Kerrs seit mehreren Jahren chinesische Geburtenkontrollteams, die von Dorf zu Dorf ziehen, um alle schwangeren Frauen einer Abtreibung mit anschließender Sterilisation und alle anderen Frauen im Gebäralter einer Sterilisation zu unterziehen.
Nach dem Eingriff erhielten die Frauen nur ungenügende oder keine medizinische Versorgung. Diese Berichte, welche sich vor allem auf Osttibet beziehen, belegen, daß die Erlaubnis zwei Kinder zu bekommen willkürlich unterlaufen wird.
Familienpolitik meint Zwangsabtreibungen, Zwangssterilisationen und Tötung von Neugeborenen. Dr. Blake Kerr bereiste 1987 Tibet während vier Monaten und konnte insgesamt 92 Berichte zusammenstellen, die von betroffenen Tibeterinnen stammen. Zwei Drittel dieser Frauen wurden gleich nach der Abtreibung sterilisiert von seinen weiteren zwei Tibet-Besuchen hat er 400 Berichte mitgebracht. Darin wird festgehalten, daß beispielsweise in Amdo, im Nordosten Tibets, ein chin. Geburtenkontrollteam während zwei Wochen in der Nähe eines Klosters ein Zelt aufgestellt hatten und alle Frauen des Dorfes zur Untersuchung einberiefen. Wer sich dem entgegensetzte, müsse mit schweren Folgen rechnen. Alle schwangeren Frauen mußten abtreiben und wurden gleich danach sterilisiert und jede gebärfähige Frau wurde von Anfang an sterilisiert:
"We saw many girls crying, heard their screams as they waited for their turn to go into the tent, and saw the growing pile of fetuses build outside the tent, which smelled horrible. The birth control do not round up chinese Women in these villages."
Ein tibetischer Arzthelfer berichtet folgendes: "Eine 37jährige Frau wurde von meinem Ausbildner operiert. Sie war bereits im siebten Monat. Ich hatte gelernt, daß ein Baby in diesem Alter ausgetragen werden muß. Die Frau wehrte sich heftig, wurde aber von ihm überwältigt. Er schnitt ihr den Bauch auf. Ich mußte das lebendige Baby aus dem offenen Bauch herausheben und es in eine Schüssel legen, die dafür bereit stand. Es zappelte und strampelte. Mein Ausbildner nahm eine Spritze und injizierte etwas in den Kopf des Babys. Es war sofort tot."
Geldstrafen für außerplanmäßige Kinder Von anderen Gebieten in Tibet wird berichtet, müssen die Eltern für "außerplanmässige" Kinder Geldstrafen verrichten, die oft das Jahreseinkommen einer ganzen Familie übersteigen oder sie rechnen mit bis zu 50% Lohnkürzungen und Verweigerungen von Lebensmittelkarten während 3-6 Monaten.
Da Tibet nie ein Überbevölkerungsproblem gekannt hat und trotz des Bevölkerungstransfers von 7.5 Mio Chinesen auch heute noch ein spärlich besiedeltes Land ist, muss die Geburtenkontrollpolitik in Tibet in erster Linie als ethnische Säuberung angesehen werden. Hinzu kommt die chinesische Gesetzgebung, die jeder Person mit "erblicher Geisteskrankheit, geistiger Behinderung oder körperlicher Mißbildung" verbieten kann, Kinder zu bekommen
Schlechte "Rassenqualität" der Tibeter .Im Mai 1990 verkündeten chinesische Behörden ohne Angaben von Quellen oder Beweisen, daß es in Tibet 10.000 geistig Behinderte gäbe. Im Juli 1991 wiederholte China Daily, daß "die ethnische Bevölkerungszahl in Tibet gestiegen sei, die allgemeine Qualität jedoch abgenommen habe". Auch unter dem Deckmantel der Bevölkerungsqualität können Tibeterinnen nach eugenischen Gesetzen gewaltsam sterilisiert werden.
Prostitution Demonstrationen Verhaftungen Folterungen Vergewaltigungen Nebst der brutalen Geburtenkontrollpolitik lassen sich insbesonders in größeren tibetischen Städten junge tibetische Mädchen prostituieren. Dies um sich Lebenseinkommen zu sichern, da sie auf dem Arbeitsmarkt von den chinesischen Neusiedlern und Funktionären verdrängt werden.
Trotz des Risikos festgenommen zu werden, führen die Frauen Kundgebungen für die Befreiung Tibets durch. Verschiedene Berichte weisen darauf hin, daß tibetische Laien-Frauen und Nonnen geschlechtsspezifischen Folterungen ausgesetzt sind. Diese Foltermethoden beinhalten den Gebrauch von Hunden, von glühenden Zigaretten, das Entkleiden der Gefangenen und den Gebrauch elektrischer Stäbe am oder im Genitalbereich. Besonders traumatisch sind die Sexualakte, zu denen Nonnen durch chinesische Beamte gezwungen werden.
In den Gefängnissen werden die weiblichen Gefangenen von Soldaten vergewaltigt und ihre Geschlechtsteile mit elektrischen Stäben mißhandelt. Eine aus Tibet geflüchtete Nonne berichtete, daß die Soldaten wilde Hunde auf nackte Nonnen hetzen, um diese für ihre politische Aktivität zu bestrafen. Vier Monate nach 26 Jahre chinesischer Haft, gelang Frau Adhi die Flucht von Tibet nach Indien. Sie berichtet folgendes:
"Als wir ins Lager von Dartsedo kamen waren dort 300 Frauen - uralte mit grauen Haaren, einige in meinem jetzigen Alter und andere sehr junge. Alle sahen verhungert aus. Ja, 300 Frauen. Die chinesischen Aufseher musterten uns von oben bis unten. Ich war noch jung, gerade 25. Vier - mich eingeschlossen - pickten sie heraus, um ihre Schweine zu hüten, aber damit waren wir von den anderen getrennt und wurden regelmäßig vergewaltigt. Wenn wir es nicht über uns ergehen ließen, schlugen sie uns halb tot und entzogen uns das Essen."
Zusammenfassend zur Situation der Tibeterinnen im besetzten Tibet können wir festhalten, daß diese vor allem von frauenspezifischen Menschenrechtsverletzungen gekennzeichnet ist.
-- ThomasEgli - 19 Mar 2003