-- FabrizioMisticoni - 09 Mar 2003

Die Türksprachen

14 Jan 2005 - 00:27 | Version 3 |

Eine große Besonderheit der Türksprachen ist ihre fast dialektale Ähnlichkeit untereinander. Ein Türke kann sich zum Beispiel ohne weiteres mit einem Aserbaidschaner oder Turkmenen verständigen – ein Small-Talk ist aber auch mühelos mit einem Kasachen, Tataren, Kirgisen, Usbeken usw. möglich. Eine Ausnahme bildet das Tschuwaschische – eine südwestlich des Ural gesprochene Türksprache. Diese ist im Laufe der Jahrhunderte durch umliegende nicht-türkische Sprachen lexikalisch so verändert worden, daß man auf non-verbale Kommunikation zurückgreifen muß

Einige Zahlen zu den verschiedenen Völker (1989/90)

Zentralasiatische Türkvölker

Turkmenen 2.730.000

Usbeken 16.700.000

Kirgisen 2.530.000

Kasachen 8.136.000

Karakalpaken 426.000

(Neu-) Uiguren 263.000

Uiguren (China) 5.957.000

insgesamt 36.742.000

Südsibirien

Altaier 71.000

Schoren 16.652*

Chakassen 80.000

Tuwiner 207.000

Tofaler 400 731

insgesamt 186.500 375.383

Sonstige

Fu-yü-Kirgisen 1.451

Jugur (Nachfahren der alttürkischen Uiguren) 12.000

Salaren 87.000

Insgesamt 100.451

Türkvölker außerhalb Zentralasiens

I. Größere Türkvölker

Türken Türkei: 45.000.000

Zypern: 160.000

Balkan: 1.380.000

Irak, Jordanien, Syrien: 350.000

Westeuropa: > 2.000.000

~ 48.890.000

Aserbaidschaner 6.770.000

Tataren 6.650.000

Tschuwaschen 1.800.000

Baschkiren 1.450.000

Jakuten 382.000

Insgesamt 65.942.000 (ohne Türken)

II. Kleinere Türkvölker

Nogaier 36.000

Kumyken 95.000

Karatschaier 75.800

Balkaren 42.700

Dolganen 2.000

Krymtschak (Krim-Juden) 6.400

Karaimen (Krim und Litauen) 8.500

insgesamt 266.400

Türkisch

Türkisch gehört zu der Familie der Turk- oder Türksprachen, die heute noch vornehmlich in Zentralasien gesprochen werden.Die Türksprachen werden zusammen mit den mongolischen und den mandju-tungusischen Sprachen zur altaischen Sprachfamilie zusammengefaßt. Auffallende strukturelle Übereinstimmungen liegen auch mit Japanisch, Koreanisch und den finno-ugrischen Sprachen (Finnisch, Ungarisch, Estnisch, Samisch usw.) vor, wobei der Beweis einer Verwandschaft mit dem Türkischen nicht zuletzt aufgrund fehlender literarischer Quellen bislang aussteht. Nach Abebben der Hunnenzüge und Verfall des Reiches Attilas im 5. Jhd. n. Chr. kam es zum Ausschwärmen einzelner alttürkischer Eroberergruppen, so daß nach und nach das Siedlungsgebiet im Osten bis an den Pazifik, im Norden bis ans Eismeer und im Westen bis nach Europa ausgeweitet wurde und sich im Laufe der Zeit die einzelnen Türkvölker herausbildeten. Die älteste schriftliche Überlieferung einer Türksprache sind die Orchon-Inschriften der Altaier, die zwischen 732 und 735 n. Chr. in einer runischen und auf dem syro-aramäischen Alphabet fußenden Schrift verfaßt wurden.

Die Entwicklung des vornehmlich in der heutigen Türkei gesprochenen Türkischen beginnt mit der Abspaltung des Uigurischen und des Dialektes der Oghusen (Oghusisch) aus dem Alt-Zentralasiatisch-Türkischen. Durch den starken kulturellen Einfluß der Araber und Perser wurden die Türken islamisiert und übernahmen fortan sehr viele Wörter sowohl in die verschiedenen Fachsprachen (Jura, Medizin usw.) als auch in die Umgangssprache, so daß heute noch für viele ursprünglich türkische Begriffe arabische und persische Synonyme existieren, die teils nur in der Hochsprache, teils gleichberechtigt oder gar bevorzugt in der Umgangssprache gebraucht werden. Türkisch wurde bis in die 20er Jahre mit dem arabischen Alphabet geschrieben. Erst durch Atatürks Schriftreform nahm man nach Einfügung einiger Sonderzeichen das lateinische Alphabet an – eine vernünftige Entscheidung, da die vokalreiche türkische Sprache nur umständlich durch das arabische Alphabet wiedergegeben werden konnte. Türkisch ist heute die bedeutendste Türksprache. Sie stellt mit einigen wenigen anderen Sprachen (z. B. Gagavusisch in Bulgarien und Rumänien) den südwestlichsten Ausläufer dieser Sprachfamilie dar. Die Sprecherzahl beläuft sich derzeit auf ungefähr 60 Mio Menschen mit Tendenz nach oben. Das heißt, daß etwa die Hälfte aller Sprecher einer Türksprache Türkisch zur Muttersprache haben.

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