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Die Bildungsinitiative "Schulen ans Buch"

25 June 2003 - 13:49 | Version 1 |

Was bisher geschah

Wie wir alle wissen, wurde vor fünf Jahren ein neues Informationsmedium erfunden, das die Verbreitung von Informationen revolutionär verbilligt und beschleunigt: das Buch (bzw. der Buchdruck).

  • Universitäten und Unternehmen haben bereits erfolgreich Bücher eingeführt.
  • Man hört immer öfter von Schülern, die bereits in ihrer Freizeit Bücher lesen, die ihnen ihre Eltern besorgt haben.
  • Experten verlangen daher die sofortige Einführung von Büchern in der Schule, um die Schüler auf die kommende Buchgesellschaft vorzubereiten.
  • Die Idee ist einfach: Bücher ergänzen den mündlichen Lehrervortrag (Audio) um ein visuelles Medium (Schrift und Bild). Schüler bekommen eine zusätzliche Informationsquelle und damit sogar multi-medialen Unterricht.

"Schulen ans Buch!"

  • Die Bildungsminister reagierten sofort mit der Bildungs-Initiative "Schulen ans Buch!"
  • Der Deutschlehrer muß sich selbst das Lesen beibringen
  • Der Deutschlehrer soll mit diesem Buch im Rahmen von Multiplikatorenschulungen seinen Kollegen und seinen Schülern das Lesen beibringen.
  • Der Deutschlehrer soll das Buch in seinen Unterricht integrieren und über seine Erfahrungen berichten.
  • Der Deutschlehrer erklärt das Surfen(1) im neuen Informationsuniversum etwa so: "Die Information ist in einzelnen Seiten organisiert, in denen ihr browsen(2) könnt. Die Navigation(3) wird erleichtert durch eine automatisch generierte, sequentielle Numerierung in den Ecken(4), die mit Einträgen in der Home-Page(5) verlinkt(6) sind usw. ..."

1. Das echte "Surfgefühl" kommt natürlich erst in Bibliotheken auf. 2. dt. blättern 3. Schlüsselqualifikation der Buchgesellschaft und Bestandteil von Buchkompetenz 4. dt. Seitenzahl 5. dt. Inhaltsverzeichnis 6. dt. verweisen, referenzieren

Visionen und Utopien

Mit der Initiative "Schulen ans Buch" (SAB) verbinden sich folgende Visionen und Utopien bezüglich der revolutionären neuen Lehr- und Lernwelt:

  • Es werden spezielle Schulbücher entwickelt.
  • Jeder Schüler bekommt mehrere Schulbücher. Manche darf der Schüler sogar mit nach Hause nehmen.
  • Bücher führen zu individualisiertem, selbstgesteuertem Lernen.
  • Bücher fördern fächerübergreifendes Lernen, da zu ihrer Verwendung in anderen Fächern immer die Zusammenarbeit mit dem Fach Deutsch notwendig ist.
  • Manche denken bereits an den Chemieunterricht, in dem Leim produziert, Tinte gemischt und Papier geschöpft wird, um selbstproduzierte Bücher in den anderen Fächern einsetzen zu können.
  • Manche hoffen, die Lehrer eines Tages durch Bücher ganz ersetzen zu können. Schüler könnten sich zu Hause das notwendige Wissen aus Büchern selbst und viel besser aneignen.

Kritik und Bedenken

Deutschland, das Land der Dichter und Bedenkenträger, kann natürlich nicht unwidersprochen auf den neuen, buchunterstützten Unterricht umstellen:

  • Ein Buch pro Schule ist sinnlos.
  • Genug Bücher für jeden Schüler sind zu teuer. Also eignet sich das Buch nicht für die Schulen.
  • Bevor Bücher sinnvoll im Unterricht eingesetzt werden können, müssen alle Schüler in der Grundschule mindestens vier Jahre lesen lernen. Dieser Aufwand lohnt angesichts mangelhaften Angebots an speziellen Schulbüchern nicht.
  • Bücher liefern nur Erfahrungen aus zweiter Hand. Die wertvolle Primärerfahrung geht völlig verloren. Buchseiten reduzieren die reale, 3-dimensionale Welt auf 2-dimensionale, abstrakte Schrift.
  • Bücher führen zu sozialer Isolation und Muskelschwund. Kinder und Jugendliche sollten nachmittags lieber durch Wälder und über Wiesen toben, als stumpfsinnig über Schulbüchern zu brüten.
  • Bücher liefern unkontrollierbare, unerwünschte, jugendgefährdende Informationen: Comics, Pornos und sogar radikales Gedankengut, wie "Die Bibel", "Das Kapital" oder "Mein Kampf" gehören nicht in Schülerhände.
  • Bücher entführen aus der realen Welt in eine virtuelle Realität. Wenn Schüler stundenlang „Die Schatzinsel" oder „Winnetou" lesen, träumen sie sogar nachts davon und versetzen sich in die Lage ihrer fiktiven Helden. Bereits Immanuel Kant warnte aus diesem Grund vor der Lektüre von Romanen.
  • Der Autoritätsverlust des Lehrers ist vorprogrammiert, wenn Schüler aus Büchern mehr wissen können als ihre Lehrer.

© '98 Frerk Meyer / SchulWeb Die Verbreitung dieser Seite ist ungekürzt unter Angabe der Quelle erlaubt und erwünscht Link auf diese Seite: http://www.schulweb.de/konzepte/sab.html Druckfassung zitierbar als: Meyer, Frerk. "Schulen ans Buch! Eine neue Bildungsinitiative". LOG IN Informatik und Computer in der Schule.1. Berlin, (1998): S. 72
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