Systembetreuer der ersten Stunde
Phänomen
Systembetreuer der ersten Stunde von Informatikmitteln an Schulen wehren sich oft gegen Neuerungen und sind schwer in neue Supportstrukturen einzubinden.
Dieses Phänoment taucht in letzter Zeit immer häufiger auf und ist ein ernsthaftes Problem bei der ICT-Integration in den Schulen.
Ursachen
Die Systembetreuer der ersten Stunde haben das Amt des Systembetreuers vor Jahren übernommen, als es das Amt gar noch nicht gab. Sie haben sich (meist un- oder unterbezahlt) in ihrer Freizeit in die Materie eingearbeitet. Mit der Zeit haben sie sich das benötigte Wissen erarbeitet und ein funktionierendes System auf die Beine gestellt. Anfragen an die Schulbehörden um Geld oder Hilfe wurden in der Vergangenheit meist nicht, abschlägig oder ausweichend beantwortet.
Folgen:
- Systembetreuung ist zu einem Hobby/Lebenszweck der systembetreuenden Lehrpersonen geworden
- Das vorhandene Schulnetz ist der Stolz der Systembetreuer
- Systembetreuer haben meist nie eine adäquate Schulung für ihre Aufgabe erhalten
- Systembetreuer sind oft überfordert aufgrund der Komplexitätszunahme (Internet, Sicherheitsproblematik, Notebooks, WLAN, Integration privater Geräte)
- Systembetreuer sind (aufgrund vergangener Erfahrungen) skeptisch gegenüber Konzepten von übergeordneten Stellen
Obwohl ihnen die Systembetreuung teilweise über den Kopf wächst, wehren sich die Systembetreuer gegen Änderungen oder Hilfe von aussen.
Oft werden solche Systembetreuer im Rahmen einer Neuorganisation der Systembetreuung entmachtet und kalt gestellt. Dies ist menschlich und effizienzmässig suboptimal. Es geht viel Erfahrung und Goodwill verloren. Was könnte man stattdessen tun?
Lösungsideen
- Verständnis für die Problematik haben/zeigen: Mit dem Lesen dieses Artikels ist der erste Schritt getan. Der Systembetreuer verhält sich nicht (nur...) aus Boshaftigkeit ablehnend, es steckt eine lange Geschichte dahinter.
- Attestieren der geleisteten Arbeit: So einfach es tönt, so oft wird es vergessen. Dem Systemadministrator auf die Schulter klopfen, ihn evtl. auch finanziell belohnen für die in der Vergangenheit geleistete Arbeit.
- Einbezug in die Neuorganisation: Der meiner Meinung nach schlimmste Fehler, den man begehen kann, ist die vorhandenen Systemadministratoren nicht in die Erstellung von neuen Konzepten einzubeziehen, weil sie angeblich an Neuerungen nicht interessiert sind. Gelingt es nicht, die bisherigen Systemadministratoren in die Planung einer neuen Lösung zu integrieren, sind die Fronten schon gesetzt.
- Als übergeordnete Stelle: Zeigen, dass das aktuelle Engagement ernst gemeint ist und nicht nur aus leeren Versprechen besteht (z.B. mit Angebot einer Weiterbildung, finanzieller Entschädigung)
- Anbieten einer Schulung: Wenn man die bisherigen Systembetreuer auch weiterhin einsetzen will, sollte man ihnen entsprechende Weiterbildung anbieten.
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BeatDoebeli - 18 Nov 2003