Ich weiss, das dies der lapidarste Weg ist, deine gute und konstruktive, aber dennoch hinterfragwürdige Kritik zu kritisieren, aber was das Thema Sprache angeht, bin diesmal ich sehr, sehr, na sagen wir mal nicht allergisch, aber kritisch.
Kleines Gedankenspiel: gehe ich richtig, dass Einführungen wie mein Wort "Engelskreis" (vgl. Neues deutsches Vokabular) nicht zu Buzzwords gehören, da man sie im Zusammenhang - in unserem Beispiel als das Gegenteil von "Teufelskreis" - versteht?Ausserdem gibt es in vielen Fremdsprachen Worte, die ich gerne auf Deutsch gebrauchen würde, die man aber schlichtweg neu - aber da gebe ich dir recht: selbstverständlich sinnvoll - einführen muss. Beispiele: englisch "room" und "space" sind zwei verschiedene Sachen, französische "le truc" kann kaum oder gar nicht ins deutsche übersetzt werden und würdest Du auf deutsch mit vielen Sätzen umständlich erklären wollen, was der Unterschied zwischen: lateinisch "sexus", "eros" und "agape" ist statt diese Worte einfach in den deutschen Wortschatz einzuführen?
Ich glaube es ist - wenn überhaupt - viel sinnvoller, eine Diskussion zu führen, wann die Einführung von neuen Worten in den deutschen Wortschatz sinnvoll ist und wann sinnleer, um deinen - meineserachtens sehr falsch gebrauchten Begriff - zu verwenden, denn "den Sinn nicht kennen" oder "als Wort schlecht gewählt sein und deshalb den Sinn nicht offenbaren oder gar verwirren" ist nicht gleich "ohne Sinn"/"sinnleer" sein!Soviel zu pedantischem - wie mir oft falscherweise unterstellt wird - oder wie ich jeweils entgegne: zu sorgfältigem aber kreativem Sprachgebrauch. Denn Sprache ist - das weisst Du höchstwahrscheinlich besser und genauer mit Deiner Belesenheit Beat (ernst gemeint, nicht ironisch) - ein äusserst zentraler Bestandteil unserer Kultur, der nicht nur die menschliche Kommunikation zentral mitbestimmt sondern Transaktionen allgemein, menschliches Handeln, Denkstrukturen etc.
Vergleiche auch: Definition: «Neues deutsches Vokabular» in Roger's WikiGemeinerweise gilt für Buzzwords
Es ist einfacher Buzzwords zu erfinden und zu verwenden, als sie als solche zu enttarnen.
Der Lernprozess verläuft fraktal, d.h. Strukturen und Ordnungen entstehen spontan bzw. werden von den Lernern definiert.Nun ist glücklicherweise das Wort fraktal (w00224) erst kürzlich erfunden worden und so kann man genau nachlesen, was der Erfinder des Wortes, Benoit Mandelbrot damit gemeint hat:
Ein Fraktal ist nach Definition eine Menge, deren Hausdorff-Besicovitch-Dimension echt die topologische Dimension übersteigt.im Buch Die fraktale Geometrie der Natur ( Biblionetz:b00595 ) Ich könnte jetzt noch weiter zitieren, aber Fraktale haben nichts mit Spontaneität zu tun, sondern sind mathematisch scharf definierbare Gebilde. Wenn ich schon am kritisieren des Begriffs Fraktaler Wissenserwerb bin: Wissenserwerb ist ein Wort, dass wie die Faust aufs Auge zu Thissens Ausführungen passt, dass Lerner operational geschlossene autopoietische Systeme sind, die nicht zwischen innen und aussen unterscheiden können. Da passt das Wort "Erwerben", das eher eine Konnotation von "Ware kaufen" besitzt, denkbar schlecht.
Im gleichen Aufsatz von Thissen steht auch der Satz
Es war insgesamt eine chaotische Orientierungsphase (im Sinne der Chaostheorie), in der sehr unterschiedliche Aspekte des Themas vorgetragen und ansatzweise diskutiert wurden.
Schön, wenn man (die durchaus erwünschte) Strukturlosigkeit auch noch mit einer berühmten Theorie garnieren kann. Denn schliesslich ist ja alles relativ (im Sinne der Relativitätstheorie...)