Das staatliche Kaukasische Biosphärenschutzgebiet mit seinen uralten Buchen und Tannen, den blumenreichen Hochstaudenfluren und alpinen Matten weist außer den Pfaden und kleinen Holzhütten der Wildhüter keine menschliche Infrastruktur auf. So kann dieses ca. 300.000 ha große Schutzgebiet nur zu Fuß erobert werden. Der höchste Berg des Schutzgebietes ist mit 3.360 Metern der Akaragwarta.
Die Artenvielfalt im Biosphärengebiet ist ausgesprochen hoch. Auf der großen, unzerschnittenen Fläche leben insgesamt 70 Säugetier- und 214 Vogelarten (Weitere Informationen zur Artenvielfalt unter http://www.sws.sochi.ru/sochi/siti/bio-zap-eng.htm )Viele von ihnen gehören zu den endemischen Arten des Kaukasus bzw. Westkaukasus, d.h. sie kommen nur hier vor und sonst nirgens auf der Welt. Außerdem ist es das letzte Rückzugsgebiet einiger wildlebender Großsäugetiere (wie zum Beispiel des Wisent) von ausreichend großem Areal, um reproduktionsfähige Populationen zu erhalten. Einige Bilder:Seit 1999 ist dieses Gebiet zusammen mit angrenzenden kleineren Schutzgebieten ein anerkanntes Weltnaturerbe der UNESCO und wird von verschiedenen Umweltorganisationen und auch staatlichen Unterstützungen, sowie durch Tourismus finanziert. Dieser Naturkomplex mit hohem ästhetischen Wert und natürlicher Schönheit ist das einzige Beispiel einer großräumigen, weitgehend unbeeinflußt gebliebenen Hochgebirgslandschaft in Europa und Westasien und repräsentiert fast alle Ökosystemtypen des Grossen Kaukasus.
Das Biosphärenreservat im Kaukasus ist ein Projekt, welches von Georgien lanciert wurde. Es soll durch seine Grenzüberschreitung nicht nur ein grosses zusammenhängendes Naturreservat bilden, sondern auch die verfeindeten Nationen Aserbeijan und Armenien näher zusammenbringen. Dazu habe ich für Interessierte noch einen Artikel der UNESCO-online hier hinein kopiert:
STEPHAN DÖMPKE
++++ Im Oktober 2001 diskutierten auf Einladung des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) Experten aus Georgien, Armenien und Aserbaidschan über eine grenzüberschreitende regionale Naturschutzzusammenarbeit. Ziel der von der deutschen Bundesregierung verabschiedeten "Kaukasus-Initiative" ist es, durch Förderung regionaler Zusammenarbeit im Umweltsektor zur Friedenssicherung beizutragen. Mit deutscher Unterstützung soll hierzu in der instabilen Region ein trilaterales Biosphärenreservat eingerichtet werden. Georgien und Deutschland werden von den miteinander verfeindeten Armeniern und Aserbaidschanern als neutrale Mittler akzeptiert.Zunehmend werden grenzüberschreitende Naturschutzgebiete als Instrument der Krisenprävention entdeckt. Auch die drei Kaukasusländer Georgien, Armenien und Aserbaidschan setzen auf eine solche Initiative und werden dabei von der UNESCO und der Bundesregierung unterstützt.
Das Gebiet zwischen dem Großen und Kleinen Kaukasus ist nicht nur wegen seiner bevorzugten natürlichen Bedingungen seit Jahrhunderten umkämpft. Es bildet auch die Übergangsregion zwischen Europa und Asien, christlich-slawischem Kulturraum im Norden und islamisch-türkischem und iranischem im Süden, und war später Randgebiet der Sowjetunion an der Grenze zur westlichen Welt. Mit dem Ende der Sowjetunion brach eine Vielzahl regionaler Konflikte auf, die sämtlich ungelöst sind und das Verhältnis der Staaten dieser Region dauerhaft belasten. Am schwierigsten ist die Situation zwischen Armenien und Aserbaidschan. Nach Pogromen an Armeniern in den aserischen Städten Sumgait und Baku erhob sich 1991 die armenische Mehrheitsbevölkerung in der zu Aserbaidschan gehörenden Region Nagorny-Karabach. Armenien nutzte die Situation, um sich das Gebiet de facto anzugliedern. Heute schweigen zwar die Waffen, doch auch die Menschen sprechen nicht miteinander, und was zuerst wieder beginnt, weiß niemand.
Nun aber hat Georgien die beiden anderen Länder im Rahmen des intersektoralen Programms "Kaukasus" der UNESCO und in der Folge des Besuchs des UNESCO-Generaldirektors in der Region im Herbst 2000 überzeugt, einen Aufsehen erregenden Vorschlag zu machen: Durch die Einrichtung eines grenzüberschreitenden UNESCO-Biosphärenreservats wollen die drei Länder nicht nur einen Beitrag zu Naturschutz und nachhaltiger Entwicklung, sondern auch zur politischen Stabilität in der Region leisten. Georgien wird von Armenien und Aserbaidschan als neutral anerkannt und ist daher die geeignete Seite, um solche regionalen Initiativen zu ergreifen.
Pate gestanden hat bei dem Vorschlag ein ähnliches Projekt für das Altai-Gebirge, ein strategisches Grenzgebiet zwischen Russland, China, der Mongolei und Kasachstan, das auch von der Bundesregierung unterstützt wird. Das BfN hat das Konzept auch für den Kaukasus vorgeschlagen in der Absicht, das aus seiner langjährigen Naturschutzzusammenarbeit mit Georgien entstandene Vertrauen zu nutzen, um eine tragfähige Basis für dieses schwierige politische Vorhaben zu schaffen.Aus sowjetischem Erbe bringen die Kaukasusländer großflächig unberührte Natur, aber auch stark in Mitleidenschaft gezogene Flächen mit. In den ländlichen Regionen ist der wirtschaftliche Zusammenbruch häufig noch katastrophaler als in den Städten; Landreformen sind kaum durchgeführt, der früher aufwändig betriebene Naturschutz ist nicht mehr finanzierbar. Daher bieten sich integrierte Lösungen an, wie sie UNESCO-Biosphärenreservate darstellen.
Biosphärenreservate haben sich seit der Rio-Konferenz und vor allem seit der Verabschiedung der "Sevilla-Strategie für Biosphärenreservate" von Schutzgebieten mit experimenteller Forschung hin zu Modellregionen nachhaltiger Entwicklung auf der Basis traditioneller Kultur und mithin zu einem Instrument zur Erhaltung von Kulturlandschaften entwickelt. In den Kaukasusländern gibt es bisher keine Biosphärenreservate. Mit ihrer reichen Naturausstattung und alten Kulturlandschaften haben sie aber nicht nur die besten Voraussetzungen dafür, solche einzurichten, sondern auch - wenn sie mit einem ökologischen Neuanfang in der Landwirtschaft verbunden werden - gute Chancen, sie erfolgreich in die Praxis umzusetzen.
Angesichts der Komplexität der Aufgabe und des politischen Umfelds ist das Projekt langfristig angelegt und soll Schritt für Schritt vorgehen. In der ersten Phase wird man sich um die Sammlung von Daten, die Bewusstseinsbildung bei allen Beteiligten, die Schaffung von Humankapazitäten sowie die Etablierung von Strukturen und Mechanismen zur Koordination und Vertrauensbildung in Wissenschaft, Politik und Verwaltung bemühen. Danach sollen Gebiete für nationale Biosphärenreservate identifiziert und diese eingerichtet werden, bevor sie in einem letzten Schritt grenzüberschreitend zusammengeführt werden. Eine Folge von Diskussionsrunden, die Einrichtung fachlicher Arbeitsgruppen sowie gemeinsame Fortbildungen und Publikationen sollen im Verlauf des Projekts eine enge Zusammenarbeit entstehen lassen.
Die Idee, grenzüberschreitende Naturschutzgebiete als Instrumente der Friedensentwicklung und -sicherung einzusetzen, macht international Schule. Häufig hilft dabei, dass diese Gebiete militärische Sperrgebiete waren und deshalb die Natur weitgehend ungestört blieb. Bevor neuer Siedlungsdruck und Nutzungskonflikte entstehen, ergreifen vorausschauende Politiker die Chance, diese Gebiete unter Schutz zu stellen. Beispiele hierfür sind die entmilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südkorea oder die früher zwischen Ecuador und Peru umkämpfte Grenzregion der Cordillera Condor. Die Entwicklung gemeinsamer Managementpläne und -leitlinien ist hier der erste Schritt, um die Zusammenarbeit zu erproben. Die Republik Südafrika legte ein ganzes Programm "Parks for Peace" auf, um die Grenzen zu den in der Apartheid-Zeit verfeindeten Nachbarländern zu befrieden und in Regionen der Kooperation zu verwandeln. Ein ähnliches Großvorhaben ist für Indochina vorgeschlagen worden. Im Herbst 2001 veröffentlichte die Internationale Naturschutzunion (IUCN) ein Handbuch zum Thema. Wie weit der Ansatz trägt, bleibt abzuwarten, denn keines dieser Projekte befindet sich schon in der Umsetzung.
Während die UNESCO ihre internationale Autorität einsetzt, kann Deutschland als Mentor und neutraler Mediator des Prozesses eine wichtige Rolle spielen, zumal es bereit ist, Mittel für die Durchführung des Projekts bereitzustellen. Im Gegensatz zu den USA und Großbritannien ist es unverdächtig, eigene geopolitische Interessen in der Region zu verfolgen.
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit hat die "Unterstützung beim Schutz von Bioreservaten" in seine Kaukasus-Initiative für Regionale Kooperation aufgenommen und damit die Voraussetzung für ein langfristiges Engagement der Bundesrepublik geschaffen. Das Vertrauensverhältnis, das aus einem solchen Engagement entsteht, kann in schwierigeren Zeiten unschätzbare Dienste leisten, wie das begonnene Projekt bereits zeigt. Nicht zuletzt stellt die Bundesregierung damit die Ernsthaftigkeit ihrer Strategie unter Beweis, nichtmilitärische Formen der Bewältigung internationaler Konflikte zu fördern. (Quelle: http://www.unesco-heute.de/202/doempke.htm)