Zoe Jenny

14 Jan 2005 - 00:27 | Version 12 |

DAS BLÜTENSTAUBZIMMER

Inhaltsangabe von Nadja Lohrer

Als junge Dreiundzwanzigjährige Schriftstellerin schrieb ZoeJenny ihr erstes Buch das Blütenstaubzimmer. Der Roman erzählt von einer jungen Frau, die sich auf eine Reise begibt. Sie verlässt den Vater, um die Mutter zu finden. Doch ihr Weg führt zum Abschied von den Eltern. Die ganze Geschichte ist in drei Sinnabschnitte gegliedert.

Im ersten Sinnabschnitt lebt Jo nach der Trennung ihrer Eltern bei ihrem Vater, einem erfolglosem kleinen Buch Verleger, der nachts mit einem Lieferwagen Sachen ausfährt, weil sich die Bücher nicht verkaufen, sondern „erst im Keller und auf dem Dachboden und später auch überall in der Wohnung“ stapeln. Wenn das Mädchen nachts alleine ist, kann sie vor Angst nicht schlafen. Die Sonntage verbringt Jo bei ihrer Mutter, bis diese den Kunstmaler Alois Hagenbach kennen lernt und in dessen Haus in irgendeinem Land am Mittelmeer zieht. Auch der Vater hat wieder eine Geliebte; Eliane. Jos Vater mietet in einem der oberen Stockwerken ein leer stehendes Zimmer für Eliane. Die beiden heiraten. Aber eines Tages ist sie verschwunden. Ein Jahr später schickt sie eine Ansichtskarte aus Spanien.

Im zweiten Sinnabschnitt reist Jo zu ihrer Mutter, die sie seit zwölf Jahren nicht mehr gesehen hat. Jo hat gerade ihr Abitur bestanden, an ein Studium aber nicht denken will. Doch mit der Mutter kommt sie nicht zurecht. Tief sitzen die Erinnerungen, die kleinen Kränkungen, die Nachlässigkeiten in den Kinderjahren, die Spannung der Jahre ohne Kontakt miteinander. Jo wundert sich auch, dass Lucy nicht fragt, wie es ihrem Ex-Mann, Jos Vater, geht. Ein Jahr nach Jos Ankunft wird aus der Dreiergemeinschaft im Haus eine Zweiergemeinschaft, die eigentlich gar keine richtige Gemeinschaft ist. Alois stirbt bei einem Autounfall. Ob er da selbst nachgeholfen hat, wird zwar nicht ausgespielt, jedoch von Jo vermutet. Lucy lässt die Bilder und alles was sie sonst noch an Alois erinnert, von der Müllabfuhr holen. Danach pflückt sie Blüten und verstreut sie in dem leer geräumten Atelier. Dann schliesst sie sich darin ein und reagiert auch nicht auf das Rufen ihrer Tochter. Jo versuchte sie mit geschriebenen Worten in eine andere, eine weitere Welt locken: „ Erst waren es Ausflüge, dann Reisen in andere Länder. Zuletzt schilderte ich ihr den Plan einer Weltreise.“ Nichts von alledem wird wahr. Mit einer Schaufel schlägt Jo schliesslich die Fenster ein und holt ihre Mutter aus dem „ Blütenstaubzimmer“. Sie rettet sie vor ihrem Scheintot. Besser wird jedoch das Verhältnis zwischen Jo und ihrer Mutter auch nicht. Um ihr jedoch über den Verlust hinwegzuhelfen, bleibt sie ein weiteres Jahr. Unvermittelt endet Lucys Trauer und sie hat wieder einen Geliebten; Vito. Die Mutter stellt Jo ihm sogar als ihre jüngere Schwester vor, das zeigt den Betrug gegenüber der Tochter. Die Kälte von Lucy gegenüber Jo bleibt. Die Abkühlung wird immer grösser, vorallem als Jo entdeckt, dass ihr die Mutter einmal ein Paar Schuhe gekauft, sie aber der Tochter nicht geschenkt hatte. Jo verdrängt alles. Und das schon seit längerer Zeit. Sie vergisst die Welt mit lesen. „ Im Gedächtnis konnte ich jederzeit die Figuren abrufen, die in den Geschichten vorkamen und mich mit ihnen unterhalten. Ich habe Tausend solcher Unterhaltungen geführt, während ich stumm und artig in der Schulbank sass.“ Weil Lucy einmal meint, im Garten fehle noch ein Feigenbaum, pflanzt Jo zum 45. Geburtstag ihrer Mutter einen Feigenbaum. Es soll eine Überraschung sein. Aber Lucy kommt nicht nach Hause. Stattdessen bringt der Briefträger eine Ansichtskarte von einer Insel im Indischen Ozean: Lucy teilt ihrer Tochter mit, Vito habe sie überraschend zu einer Reise eingeladen. Da merkt Jo, dass ihre Mutter sie zum zweiten Mal verlassen hat. Die Qualen des Alltags werden schlimm. Todesgedanken quälen sie. Was sollte bei einer Abiturientin noch in der Zukunft liegen? Was bringt der nächste Tag? Auch Erinnerungen kommen bei ihr hoch. Schon früher, als sie noch mit Vater zusammen wohnte, träumte sie von Insekten, die ihren Schlaf frassen. Später, in Italien, legt sie sich in die kühlende Steinwanne eines Gebirgsbaches und denkt: „ Hier sollte ich liegenbleiben...und werden wie dieser Stein. Anfangs würden vielleicht lärmende Spaziergänger kommen und sich in die Wanne legen, aber irgendwann würde es vollkommen still sein, Moos über mich wachsen, die Kaulquappen würden verschwunden sein und sogar das Wasser würde versiegen. Es folgt eine Phase der kleinen Versuche zusammen mit Rea, die sie auf der Strasse kennenlernt. Rea fühlt sich auch alleine gelassen von den Eltern. Sie sollte eigentlich nach dem Willen ihres verschwundenen Vaters Cello studieren, spielt aber als Strassenmusikantin in der Stadt. Rea verschwindet wieder aus Jos leben und somit auch der Traum von der Flucht, vielleicht nach Milwaukee. Denn da hatten sie vor, zusammen hin zu gehen.

Im dritten Sinnabschnitt kehrt sie zu ihrem Vater zurück, der inzwischen zu einer anderen Frau und dessen Tochter aufs Land gezogen ist. Er liegt mit einer fiebrigen Erkältung im Bett. Anna ist im siebten Monat schwanger und um Platz für das Baby zu schaffen, musste ihre Tochter Paulin in den Keller ziehen. Für Jo wurde eine Matratze neben Paulins Bett gelegt. In der Morgendämmerung steht Jo auf und verlässt das Haus. Der erste Schnee fällt. Sie setzt sich auf eine Anlagebank und beobachtet, wie die Schneeflocken auf den Boden fallen und sich auflösen. Sie wartet auf die weisse Schicht über dem Boden.

-- NadjaLohrer - 30.1.2003

http://www.bachmann-preis.carinthia.at/autoren/jenny.html

http://www.chrismon.de/ctexte/2002/11/11-begegn.html

Siehe auch:
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