Die Tschetschenen sind eines der ältesten Völker des Nordkaukasus und das grösste Volk der Region, nachdem die Tscherkessen im 19. Jahrhundert von den Russen aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Sie bilden zusammen mit den Inguschen einen engen ethnischen und sprachlichen Zusammenhang, die sich zusammen die Weinachen (d.h. «unser Volk») nennen. Dieser Zusammenhang wurde im 19. Jahrhundert unterbrochen, als sich 2 Stammesgruppen im Westen nicht am Widerstand gegen die Armee des Zaren beteiligten und von den Russen nach ihrer Hauptsiedlung Angusch als Inguschen benannt wurden. Der aufständische Rest der Bevölkerung wurde nach der Siedlung Tschetschen benannt. Selbst nannten sich diese beiden Gruppen Nochtscho (d.h. «Volk»).
Die Tschetschenen verehrten zunächst Naturgötter. Zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert wurden die Tschetschenen unter dem Einfluss Georgiens zum Christentum bekehrt, das sie mit ihren vorchristlichen Glaubens- und Kulturelementen verbanden. Seit Jahrhunderten lebten die Tschetschenen in Dorfgemeinschaften. Ihre soziale Basis bildet bis heute noch der Taip, eine Sippeneinheit, die zwei bis drei Siedlungen umfasst und sich auf einen gemeinsamen Ahnen zurückführt. Sie wiesen eine einzigartige Gesellschaftsstruktur auf, die fast gliederungslos egalitär war und weder Adel noch Fürstenherrschaft kannte. Soziale Organisation beruhte auf Stammes- und Clanstrukturen. Alle familiären und gesellschaftlichen Belange wurden vom Ältestenrat bestimmt. Hierfür war das Adat - das kaukasische Sittengesetz - die Grundlage. Das Adat enthält Regeln zu Gerichtsbarkeit, Eheschließung, Sippenhaft und Blutrache. Auch regelt es das soziale Verhalten: So verpflichtet es zur Gastfreundschaft, gegenseitiger Hilfe und Achtung der Natur. Seit dem 16. Jahrhundert begann von Dagestan aus die Islamisierung. Durch den Widerstand gegen die russische Kolonialmacht im 19. Jahrhundert wurde der Islam bei den Tschetschenen noch verfestigt. Neben das Adat trat das islamische Gesetz, die Scharia. In den 30er Jahren wurden offizielle islamische Institutionen weitgehend und 1944 völlig aufgelöst. 1957 wurde der offizielle Islam auf schmaler Basis wieder eingerichtet. Im Untergrund wuchs der Wirkungskreis islamischer Organisationen um so stärker. Begünstigt wurde dies durch die engen Verbindungen zwischen religiösen Verbindungen und dem Taip. Die Tschetschenen fühlten sich immer stärker ihrer Sippe und ihrer Religionsgemeinschaft verpflichtet als der Partei, selbst wenn sie im russisch dominierten Partei- und Staatsapparat fungierten. Bei der Neugründung des tschetschenischen Staates spielte die Frage der Religion eine erhebliche Rolle. Die neue Verfassung vom 12. März 1992 wurde mit der Anrufung Gottes eröffnet. Sie enthält aber keinen Hinweis auf den islamischen Staat. Das Parlament lehnte einen Gesetzesantrag ab, nach dem Straftäter nach den Normen der Scharia bestraft werden sollten und wies dabei ausdrücklich auf den weltlichen Charakter der Staatsgewalt hin. Die Rechtskultur der Tschetschenen wird insgesammt stärker von den Normen des Adat als von der Scharia bestimmt. Die Bevölkerung identifizierte sich in der Vergangenheit stärker mit lokalen Gemeinschaften (Sippe, Dorf, lokale religiöse Glaubensgemeinschaft) als mit der Nation oder der universalen islamischen Glaubensgemeinschaft.
Insgesamt blieb Tschetscheno-Inguschetien wohl das am wenigsten in das Sowjetsystem integrierte Gebiet. Beide Völker bewahrten sich besonders in der Verbannung ihr nationales und religiöses Bewusstsein. Auf Grund ihres vehementen Widerstandes gegenüber der russischen Fremdherrschaft erwarben sich die Tschetschenen im 19. Jahrhundert einen besonderen Ruf. Der «wilde» oder «grimmige Tschetschene» wurde in Gedichten und Novellen russischer Schriftsteller und in der ethnographischen Literatur zum Klischee, das in jüngster Zeit auf Grund des politischen Widerstandes aus Grosny, aber auch auf Grund der Rolle, die Tschetschenen in mafiösen Kreisen und Strukturen Russlands spielen, wieder auflebt. Auch die beiden bekanntesten Tschetschenen, der politisch umstrittene und ambitionierte russische Parlamentsvorsitzende Ruslan Chasbulatow und der nicht minder ambitionierte und umstrittene General Dudajew trugen zu dem erneut grellen Tschetschenenbild bei. Wesentlich am Bild dieses Volkes sind aber die traumatischen Erfahrungen, die es mit Fremdherrschaft und kolonialer Gewalt gemacht hat.
Georgien gehört zu einem der östlichsten Länder, in denen sich das Christentum als Staatsreligion durchsetzen und halten konnte. Die Georgier führen die Ursprünge dieser Missionierung auf die Apostel Andreas und Simon zurück, die Iberien durchwandert und die Botschaft Jesu verbreitet haben sollten. Über die Religionen und Kulte der ersten Staatsgebilde auf dem georgischen Boden ist nur wenig bekannt. Als ihren eigentlichen Missionar betrachten die Georgier die Syrerin Nino, die aus römischer Gefangenschaft geflohen und zu Fuss nach Iberien gelangt war, wo sie sich in der damaligen Hauptstadt Mzcheta niederliess. Sie war der Heilkunde mächtig, und um ihr Wirken als Heilerin begannen sich schnell Legenden zu ranken, die bald ans Ohr der kranken Gattin von König Mirian, Nana, gelangten. Heimlich liess sie Nino zu sich rufen und nahm das Wunder ihrer Heilung zusammen mit dem Christentum an. Doch dann geschah ein weiteres Wunder. Mirian hatte sich mit seinem Gefolge auf die Jagd begeben. Plötzlich wurde es dunkel, so finster, dass der König vom Weg abkam und sich verirrte. Alle Gebete halfen so lange nichts, bis er den Gott Ninos rief, woraufhin seine Begleiter ihn fanden. Aus Dankbarkeit und Ehrfurcht vor dem mächtigen Gott liess er im Jahre 337 das Christentum zur Staatsreligion erklären und bat Kaiser Konstantin I. um die Entsendung von Missionaren.
Anders als Ostgeorgien befand sich Westgeorgien von Beginn an unter dem direkten Einfluß von Byzanz. Anfang des 6. Jahrhunderts erhob sich auch hier das Christentum zur Staatsreligion. An der Wende vom 9. zum 10. Jh. wurde im Zuge der Einigung Georgiens die westgeorgische Kirche dem Katholikat von Mzcheta unterstellt, und gut 100 Jahre später nahm Melchisedek, der selbstbewusste Erbauer der wichtigsten georgischen Kathedrale Swetizchoweli in Mzcheta, den Titel eines Katholikos-Patriarchen. Damit war der lange Weg des georgischen Christentums hin zu einer Religion, die nationale Identität stiften konnte, vorerst abgeschlossen. Erst die Russen unterdrückten diese eigenstänige Religion, aber 1943 konnte der Streit mit einer geregelten Religion beigelegt werden, indem die Russen das georgische Christentum akzeptierten.
Die Georgier sind ein sehr gastfreundliches Land. Jeder wird sofort aufgenommen und nicht ausgeschlossen. Die Familie ist einer der Grundsteine der georgischen Lebensart. Georgische Familien sind normalerweise sehr gross, d.h. häufig leben drei Generationen zusammen. Ein ungewöhnliches Phänomen für fremde Besucher ist die georgische Essart, die eine tiefere Bedeutung hat als eine gewöhnliche Mahlzeit. Schwierige rituelle Verhältnisse werden in ihr verkündet. Die Mahlzeit wird durch das Ritual „Tamada" geleitet, das traditionelle Toasts vorschlägt. Jeder Toast wird von den Mitgliedern am Tisch gedeutet, bevor man aus dem Glas trinkt. Georgische Toasts sind zahlreich, aber die wichtigsten und die populärsten sind die Toasts zu den Gästen, Freunde, Damen, Familienmitglieder, Verwandten, Mutterland und noch etliche mehr. In Georgien trinken man nie Wein, ohne einen Trinkspruch auszugeben, jedoch wird das nicht auf Bier angewendet. Traditionelle „Essgelage“ werden normalerweise vom Singen begleitet. Wenn man den Esstisch verlassen möchten, ist die passendste Weise die folgenden: einen Toasts zuerst, dann einen Toast zum Gastgeber nachher bittet man die Anwesenden um Erlaubnis, den Tisch verlassen zu dürfen. In Gaststätten wird die Rechnung nie aufgeteilt, sondern alles wird von einer Person bezahlt. Normalerweise zahlen Männer für die Frauen.
Mingrelier, auch Megrelier, nördlich des Flusses Rioni im Westen der Republik Georgien sowie in der Autonomen Republik Abchasien (Abhkazia) in der Küstenlandschaft Mingrelien ansässige ethnische Gruppe mit mehreren Hunderttausend Angehörigen. Die wirtschaftliche Grundlage der Mingrelier bildet die Landwirtschaft, die durch Fischfang am Schwarzen Meer ergänzt wird. Hauptanbaufrüchte sind Mais, Getreide, Wein und Obst, als wichtiges Cash Crop wird Tee angebaut. Etwa seit dem 11. Jahrhundert bekennen sich die Mingrelier, deren Fürstentum Mingrelien mehrere hundert Jahre bestand und erst Mitte des 19. Jahrhunderts seine Unabhängigkeit verlor, zur christlichen georgischen Kirche.
Unteres und oberes Swaneti sind zwei von unzugänglichen Bergketten getrennte Verwaltungsbezirke. In beiden leben die Swanen, ein kriegerisches und stolzes Bergvolk mit langen Traditionen. In ihrer gesamten Geschichte bis zum 20. Jahrhundert haben sie sich nie einer fremden Macht unterworfen. Alle Angelegenheiten wurden von den Ältestenräten entschieden und in den bedeutenden Fragen hatten auch Frauen Stimmrecht. Die grössten Feinde der Swanen waren die nordkaukasischen Stämme, die ständig die Dörfer überfielen und plünderten. Das machte sie zu den guten Kriegern. Die Swanen lieben ihre Berge, sind meist hervorragende Reiter, Jäger, Alpinisten und Bergführer.