Die Dörfer der Illyrer waren auf trockenen Anhöhen angelegt. Zahlreiche Scherben auf unseren Aeckern kennzeichnen noch heut diese Siedlungsstellen. Dichter Wald und unwegsamer Sumpf boten Schutz gegen Ueberfälle. Aus Baumstämmen und Stangen, Lehm und Schilf waren die Häuser erbaut. Starke Pfosten wurden im Rechteck senkrecht eingegraben. Sie waren am unteren Ende angekohlt und standen auf untergelegten Feldsteinen. Armdicke Stangen wurden mit Weidenruten dichtaneinander waagerecht an die Pfosten gebunden und die so entstandenen Wände mit einer Lehmschicht beworfen. Das Satteldach, wie wir es ja meistens heute noch haben, wurde mit Schilf oder Stroh gedeckt. Eine Querwand teilte den Innenraum, und in dem grösseren war die Herdstelle, aus Feldsteinen zusammengesetzt. Hier wurde das kostbare Feuer sorgsam gehütet. Hier briet an offener Flamme das Fleisch von Elch und Ur. Auch der Biber wurde gejagt, wie auf dem Horstberg bei Zützen gefundene Knochenteile dieses Tieres zeigen. In Feld und Wald wurden die Früchte gesammelt und der Ueberfluss in grossen Vorratsgefässen für den Winter aufbewahrt. Mit der Handmühle mahlten sie aus dem geernteten Getreide das grobe Mehl. Emsig spannen und webten die Frauen oder formten die verschiedenartigsten Töpfe. Von fernher brachten Händler die seltenen Bronzegeräte und -schmucksachen. Kupfer und Zinn fanden sich nicht im Lande, und so ist auch die Bronzetechnik von den Illyrern in unserer Heimat wenig geübt worden. Bedeutende Personen, Häuptlinge und ihre Frauen, trugen Goldschmuck. Spiralen und Zierplättchen aus diesem edlen Metall wurden in unserm Kreise bei Sonnewalde, Schönewalde i.Spr., Freiwalde und Niewitz, goldene Stirnbänder bei Hörlitz und Lauta im Kreise Kalau gefunden.
Zahlreich sind die Begräbnisstätten der Illyrer, und obwohl schon viele bekannt sind, werden immer wieder neue entdeckt. Unsere Heimat ist also damals dicht besiedelt gewesen, weil die Bevölkerung in langen, friedlichen Zeiten zu Wohlstand kam und wuchs. Gewiss gibt es auch auf eurer Dorfmark einen Urnenfriedhof. Er steht unter unserm besonderen Schutz; denn hier ruhen die Toten der Bronzezeit. Auf dem Brandplatz an der Seite des Totenfeldes schichteten die Freunde des Verstorbenen den Holzstoss auf. Unter feierlichen Bräuchen wurde der Tote hinaufgelegt und von dem heiligen Feuer verzehrt. Die Knochen wurden aus der Asche gesammelt und in bestimmter Reihenfolge (Glieder-, Rumpf- und Schädelknochenreste) in eine Urne gelegt, mit einer grossen Schale zugedeckt und in einer flachen Grube bei den älteren Gräbern beigesetzt. Aber damit war das Leben nicht aus. Nur der irdische Körper war dahin, die Seele lebte im Totenreich weiter. Deshalb wurde in den Boden der Urne vorsichtig das “Seelenloch” gebrochen. Nun konnte die Seele des Toten ein- und ausgehen, wie einst im Leben sein Atem über die Lippen kam und ging. Deshalb brachten Verwandte und Freunde ihre letzten Gaben, Schalen, Töpfe und Kännchen mit Speise und Trank, die sorgsam um die Urne mit dem Leichenbrand gestellt wurden. Zuletzt wurden faust- bis kopfgrosse Feldsteine um die Gefässe gelegt und die Gräberstätte mit Erde überdeckt. Noch heute fühlt der aufmerksame Beschauer dieser alten Begräbnisstellen die Liebe und Verehrung, mit der die Bronzezeitleute die Ruheplätze ihrer Toten umgaben.
Ein Jahrtausend, von 1500 bis 500 v.Chr., haben die Illyrer unsere Heimat bewohnt. Oderabwärts reichte ihr Gebiet bis zur Ostsee, und auch die heutige Mittelmark hatten sie besiedelt. Ihre Kultur hatte sich in langen Friedenszeiten zu reicher Blüte entfaltet. Da drohte vom Nordwesten her feindlicher Einfall. Es waren die Germanen, die landhungrig vordrängten. Dem stärkeren Feind suchten die Illyrer in Burgen Widerstand zu leisten. Aber mit Ungestüm eroberten die Heerhaufen des nordischen Volkes ein Bollwerk nach dem anderen. Immer weiter wurden die Illyrer zurückgedrängt. Da kam um 500 v.Ch. aus dem Osten neuer Schrecken. Es waren die Skythen, Reiterscharen, die aus den östlichen Steppengebieten raubend und plündernd in die reichen Siedlungsgebiete der Illyrer einfielen. Rauchende Trümmer zeigten den Weg, den sie genommen hatten. Kein Buch gibt uns von den Geschehnissen Kunde, aber die dreiflügeligen Pfeilspitzen, die nur die Skythen hatten, und die im Brandschutt vieler illyrischer Burgen gefunden wurden, dazu der prächtige skythische Goldschmuck von Vettersfelde bei Guben, reden eine deutliche Sprache. Diesen Ansturm der Feinde ringsum konnten die Illyrer nicht standhalten, und so endete eine der grössten und bedeutendsten Kulturen der Vorzeit, schwand ein Volk, dem man während seiner Blütezeit wohl eine grössere Zukunft vorausgesagt hätte, mit seiner eigenartigen Kultur, seinen zahllosen Gefässen, Bronzen und seinem Golde.” In den folgenden Jahrhunderten wanderten die Germanen in unsere Heimat und weit darüber hinaus auch in die östlichen Gebiete ein. Ernst tausend Jahre später, in der Zeit der Völkerwanderung verliessen sie das Land wieder, um im Süden eine neue Heimat zu suchen.
Um 600 n.Ch. wanderten in den ostdeutschen Raum slavische Völkerschaften ein. Auch über dieses Ereignis geben uns Bodenfunde Aufschluss. Nun wird von polnischen Gelehrten behauptet, die Slaven hätten schon immer in Ostdeutschland gesessen, dieses Gebiet sei ihre Urheimat, und auch die bronzezeitliche Kultur, die den Illyrern zugeschrieben wird, sei urslavisch. Nur zu deutlich merken wir dabei, dass sie damit weitere deutsche Gebiete begehren und diese Ansprüche wissenschaftlich begründen wollen. Ernste Forscher haben aber nach eingehender Prüfung aller Funde festgestellt, dass sie slavische Kultur in keiner Beziehung zu der “Lausitzer Kultur” steht. Es ist ein grober Missbrauch, der mit der Urgeschichte getrieben wird, wenn sie in dieser Weise in den Dienst der Politik gezwungen wird. Immerhin droht dem Deutschtum hierdurch eine ernste Gefahr, und so muss es unsere Sorge sein, durch die Wissenschaft des Spatens einwandfrei die Unhaltbarkeit dieser offensichtlich deutschfeindlichen Behauptungen zu beweisen. In der Geschichte kommt es aber nicht auf wissenschaftliche Gedankengebäude an. Das Volk, das seinen Raum durch zahlreiche und gesunde Menschen besiedeln kann, das stark und wehrhaft ist, jeden Feind Trotz zu bieten, wird das Land besitzen bis in die fernste Zukunft
-- FabianFrei 27 Nov 2002 http://home.arcor.de/Bernhard_Wagner/Bre-Vorgeschichte.html