Freiheit und Verantwortung

14 Jan 2005 - 00:27 | Version 8 |

Freud, Kant und Sartre im Vergleich

"Der Mensch ist zur FreiHeit verurteilt, aber dennoch frei, da er, einmal in die Welt geworfen, für alles verantwortlich ist was er tut." JeanPaulSartre

Dies ist einer der bekanntesten Aussprüche Sartres. Um aber erklären zu können, was Sartre damit meint, müssen wir ein wenig in seine Philosophie eintauchen.

Sartre ist ein Philosoph des ExistentialIsmus. Die Existenzialisten waren der Ansicht, dass der Mensch bei der Suche nach dem Sinn des Leben auf sich alleine gestellt sei. Sie glaubten nicht an Gott oder einen übergeordneten Weltgeist aus dem alles entstand. Daher beschäftigten sie sich stark mit der Freiheit des Menschen. Die Freiheit sein eigenes Leben zu wählen und gleichzeitig die Gefahr es zu verfehlen, war das Thema vieler existenzialistischen Werke.

Sartre kommt in seinem Werk „Das Sein und das Nichts“ zum Schluss, dass der Mensch zur Freiheit verurteilt, also frei und unfrei zugleich ist. Frei ist der Mensch, da er, ohne von Gott oder einem Weltgeist geleitet zu sein, entscheiden kann. Dies beinhaltet aber auch, dass ihm die VerAntwortung seiner Entscheidungen von nichts und niemandem abgenommen wird. Die Last dieser Verantwortung und der Umstand, dass der Mensch nicht selbst entschieden hat, ob er existieren und diese Verantwortung tragen will, macht den Menschen unfrei. Er ist unfrei, da er frei sein muss.

Nun stellt sich die Frage, ob ein Mensch, der Verantwortung hat, wirklich frei sein kann.

Diese Frage, ob der Mensch nun frei oder unfrei ist, möchten wir im Folgenden näher untersuchen.

In der Philosophie gibt es unterschiedliche Meinungen darüber, ob der Mensch frei oder unfrei ist. Nach Sigmund Freud zum Beispiel, ist der Mensch unfrei in seinem Handeln (HandLung), da er unbewusst von seinen Trieben gesteuert wird. Die Triebe rauben dem Menschen seine Freiheit und ihm wird dadurch keine Selbststeuerung zugesprochen. Aus Freuds Theorie ergibt sich, dass der Mensch keine Verantwortung übernehmen kann und für sein Handeln nicht zur Verantwortung gezogen werden kann, da er "ein Opfer seiner Triebe" ist. Die Triebe und nicht der Mensch haben die Verantwortung. Ein Mörder kann nach Freud vor Gericht nicht bestraft werden, er ist unschuldig, da er nicht mit böser Absicht gehandelt hat, also nicht bewusst und zielgerichtet gehandelt hat, sondern von seinem Killertrieb gesteuert wurde. Wäre der Mensch im Sinne von Freud unfrei, so würde die Welt im Chaos enden.

Auch bei Kant kann der Mensch nicht zur Verantwortung gezogen werden. Begründet wird diese Haltung bei ihm mit dem kategorischen Imperativ. Nach dem kategorischen Imperativ ist nur der gute Wille von Bedeutung, die Folgen der Handlung sind unwichtig, sofern der gute Wille bei der Ausführung der Handlung vorhanden war. Jäte ich für meine Mutter den Garten und kompostiere aus Versehen auch noch ihre Zierpflanzen, so darf sie mich, streng nach Kant, nicht bestrafen, da mein Wille gut war. Es kommt also nicht auf die Folgen an, da diese so oder so nicht absehbar sind. Da der Wille des Menschen aber von Natur aus gut ist, muss er keine Verantwortung für sein Handeln übernehmen. Die Schlussforderung Kants ist allerdings im Gegensatz zu Freud genau gegenteilig. Der Mensch kann tun und lassen, was er will, da sein Wille immer gut ist. Er ist uneingeschränkt frei.

Zusammengefasst können wir sagen, dass der Mensch bei Freud unfrei ist und dadurch keine Verantwortung hat und, dass er bei Kant ebenfalls keine Verantwortung hat aber dadurch frei ist.

Sartres Ansicht scheint eine Art Zwischenlösung zu sein: Der Mensch ist sowohl unfrei (da er sich nicht selbst erschaffen hat), so wie auch frei (da er selbstbestimmt handeln muss), hat aber dafür die Verantwortung zu tragen. Frei sein bedeutet für uns, sich selbst zu verwirklichen, d.h. das machen zu können, was man möchte, was einem Spass macht, aber dabei sollte man auch Rücksicht auf die Mitmenschen nehmen. Man muss für sein Handeln Verantwortung übernehmen. Die Umwelt kann aber die Freiheit des Menschen einschränken, zum Beispiel dadurch, dass die geeigneten Mittel zur Selbstverwirklichung (Finanzen, soziale Umstände, ...) nicht oder zu wenig vorhanden sind. In dieser Hinsicht kann der Mensch auch unfrei sein. Jemand, der Verantwortung übernommen hat ist unfrei, da er so handeln muss, dass er dieser Verantwortung gerecht wird. Aber bevor er/sie diese Verantwortung übernommen hat, war er/sie frei zu entscheiden ob er/sie diese Verantwortung auf sich nehmen will oder nicht. Hierzu ein Beispiel: Eine Frau kann frei entscheiden, ob sie Kinder haben will oder nicht. Entscheidet sie sich aber für ein Kind, so muss sie die Verantwortung für dieses Kind übernehmen und ist in ihrer Freiheit eingeschränkt, da sie sich um das Kind kümmern und Rücksicht auf seinen Willen nehmen muss.

JEDER MENSCH ENTSCHEIDET SELBST INWIEFERN ER FREI ODER UNFREI IST, JE NACH ENTSCHEIDUNG DIE ER TRIFFT
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